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биография |
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Hinaus, mein
Freund, hinaus, verlass das eigene Haus, Familie, Hof,
Vaterland, das Meer, das Boot und den Strand. Verlass den
kindlichen Traum und Chlebnikovs juxigen Saum, die Sprache
der scharfen Vernunft und die Bla-bla-Auskunft. |
Verlass das
kosmische Upso, schubs die irdische Apokalypse, verlasse
Frau und Kind und schmei., was du liebst, in den Wind.
Verlass die eigene Seele und reit’ auf des Trugs Karavelle.
Die Richtung ist halt beliebig, Calypso aus der Karibik
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oder die
Hochzeit von Ino, gekokst in Nachbars Heimkino. Ino, Mutter
des Dionysos, spater genannt auch [jē-zəs],
war machtig der Kunst der Ekstase in der vorchristlichen
Phase, heut’ entartet im Techno zu Rave und Death-Metal-Band
namens Grave. |
Es brennt im
Kopf einfach riesig, nicht so abstinenzler’scher Riesling,
und wirft in den Seelenbrand Reisig. Bester Rat hei.t
Gebrauchsabweisung. Das Techno-Dingsbums ist der Weg hinaus,
und du tu mich leck’ am Allerwertesten aus, am
Allerwertesten kahl. Der Rest ist egal. |
Was du Leser
hast nicht verstanden, ist nicht im Rausch entstanden,
sondern schlechthin beim Versuch, das Wort „hinaus“ zu
suchen in meinem armseligen Kopf. Ich machte a freundliche
Klopf mal in Vernunft, an Verstand, bis ich mir den Fehler
gestand. Jetzetle wei. ich ja auswendig nicht, was das
Wortle „hinaus“ wiegt. |
Und was „wiegt“
es, also was bedeutet das Wort „hinaus“ wirklich? Eben das.
Wir konnen es nicht wissen, weil wir in Wirklichkeit nicht
wissen konnen, was das Wort „wirklich“ bedeutet. So ein
Teufelskreis, circulus vitiosus hei.t die Sache in der
Sprache der Klugen. Nun fragen wir uns mit einfachen Worten,
was verstehen wir denn hinaus nicht, ohne es selber zu
merken, dass wir es nicht verstehen? |
“Heraus“ ist
jedem klar. Ich bin halt hier und du bist dadrin. Also,
heraus! Raus hier und zwar dalli, dalli! Und wohin dann?
Auch klar: Hinein! Also dorthin, wo ich jetzt nicht bin und
wo ich hin will, auch wenn ich eigentlich nicht wei. wohin,
rein hinein! Was sagt ihr, alles wird hin? Ich sage nicht
hin, ich sage hinein! Versteusch? Machsch mou krass uf und
versteusch dini weiche du chasch johrelang reise aber wirsch
nie me opper traffe wo di wurklech so krass liebt, i meine
vo ganzem harze. Das konnte aber ein anders Thema sein.
Hauptsache, ich will da hinein met ganzem harze und basta!
Freyde will i haben. |
Auch „herein“
ist klar. Es betrifft nicht mich, es betrifft dich. Ich bin
da, du bist |
dort. Du willst zu mir. Ich
willige ein und sage: Herein! Du kommst herein, und ich
frage dich, was ischt eigentlich „hinaus“? Sei nicht blod.
Ich meine du herein, und was „hinaus“ bedeutet? Nicht du
hinaus. Oder doch, du hinaus! Ah so, das wei.t du prozedural
nicht. Ich auch nicht. Ich sage ja eben herein. Es ist
freundlicher als hinaus. Wir sind doch Freynde!?
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Wie kann ich
da raus, wo ich nicht bin? Hinein muss ich zuerst und dann
hinaus, |
d.h. dann
heraus, wenn ich dort schon sein werde, dann bin ich nicht
hin, sondern in. O ja, ich bin in. Und du, LeserIn, du bist
auch in. |
Also, Spa. bei
Seite. Was ist „hinaus“, was soll das hei.en? Jetzt kennen
wir einen Weg in die Kindheit, ins kindliche Unbeholfen, fur
jedermann offen und frei. Grazie, hope, bellissima dolce,
esperanza, ha-tiqua, Hoffnung, nadeschda. Das
Wieder-nicht-wissen-wohin, -warum und -wieso und trotzdem
und trotzdem. Chabirru, nomadisches Volk, beweglich sein
hei.t uberleben. Dem Tode entgangen soeben, dem Tode
entgangen soeben. |
Wir sind alle
Kinder. Wir sind alle Auslander, fast uberall. Nur
Emigranten sind nicht alle. Emigranten, die einst heraus
gingen von dort, wo sie waren, aber wohin? Sie gingen
hinaus. Sie gingen dahin, ich wei. nicht wohin, um zu
erreichen das, ich wei. nicht was. Jedoch gleich, sofort,
gestern noch, um wie durch ein Wunder zu Hause nicht zu
krepieren, unterwegs nicht zu ertrinken oder nicht zu
ersticken im Kofferraum des Autos, auf dem Frachtdeck des
Schiffs, im Laderaum des Flugzeugs nicht zu erfrieren.
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Hinaus hei.t
einfach mit Hoffnung. Vertrauen in Gott, Vertrauen in die
Menschen. Gott ist gut, und gutig bedeutet der Mensch. Er
ist Ebenbild der Idee, dass er ein Mensch ist. Es geht ihn
an, wenn ein Schwarzer, ein Wei.er, ein Gelber, ein Roter,
ein Glaubiger, ein Atheist, ein Mensch, der Wurdetrager des
Seins, es geht ihn doch an, wenn dieses Geschopf im Glauben
an das Gute im Anderen, wenn dieses Stuck Elend bereit ist
zu kommen, zu sein und zu leben und lernen, um hier zu sein
im Hinaus des Tods. |
Kind. Kinder.
Kinderspiel. Baseball. Baseballspiel. Baseballschlager.
Amadeu. Amadeu Antonio. Amadeu Antonio Kiowa. Vier. Vier
Apostel. Vier Apostel des Deutschtums. Wer? Wer hat gewonnen?
Wer hat gewonnen den Tod? Brand. Brand hat gewonnen. Brand
Brandenburg Deutschland. |
Amadeu Antonio
Kiowa lebte als angolanischer Vertragsarbeiter in Eberswalde
in Brandenburg. In der Nacht vom 24. auf den 25. November
1990 zog eine Gruppe von etwa 50 rechtsextremen Jugendlichen
mit Baseballschlagern durch die Stadt, um Jagd auf Schwarze
zu machen. In einer Gaststatte trafen sie auf drei Afrikaner,
die sie verprugelten. Wahrend zwei Mosambikaner teils schwer
verletzt fluchten konnten, erwachte der 28-jahrige Amadeu
Antonio Kiowa nicht mehr aus dem Koma. Er starb zwei Wochen
spater. Welche vier Jugendlichen die todlichen Schlage
ausfuhrten, war nicht nachzuweisen. |
I meine vo
ganzem harze, ohne Blodsinn noch Scherze, Deutschland,
Deutschland, mach Dummheiten aus, komm aus dem Tode hinaus,
komm raus aus dem Morden, schau, was bist du geworden. Wo
sind deine Bach und Beethoven? Im Umtrieb von Ganoven. Wo
sind deine Herder und Schelling? In Drogen vertraumt und
verprellet. Wo sind deine Hegel und Kant? In den Diskotheken
verbrannt. Junges Deutschland uber alles, finde deinen Weg
hinaus! |
Bahn frei,
Bahn frei, raumt den Weg, hebt das Hindernis fort vom Weg
meines Volks! Rufe aus voller Kehle, schone dich nicht,
erhebe deine Stimme, verkunde meinem Volk seinen Frevel!
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Zwei Wochen
Gefangnis. Der Weg hinaus. Aus der Zelle. Es kommen die zwei.
Sie hangen dich hoch mit den Fu.en an den stahlernen Haken.
Der Haken steckt aus der Decke. Deine Arme stechen am Rucken.
Dein Kopf wird Boxubungsgerat. Sie fragen dich nichts, sie
wollen nichts wissen. Sie erziehen dich und sie sagen, du
hast deinem Vaterland Schande gebracht, dein Vaterland muss
dich erziehen. Du wirst nie mehr mit feindlichen
Journalisten uber unsere Trostlosigkeiten reden.
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Man findet
dich dann auf der Stra.e. Bewusstlos in zerrissenen Kleidern.
Der Revierpolizist erstellt Protokoll, dass du Prugelei
angezettelt. Kein Entlassungsschein aus dem Gefangnis. Es
gab auch keinen Haftbefehl. Das Gefangnis ist im Gedachtnis
unausloschlich. Du stellst den Asylantrag hier. Er wird
abgelehnt: Kein Entlassungsschein, also keine Verfolgung.
Das Vaterland erzieht dich weiter. Auch hier in Deutschland.
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Wo war das?
Sowjetunion, China, Angola, Mosambik, Algier, Irak,
Jugoslawien, Syrien, Nordkorea. Von Menschen aus diesen
Landern habe ich ahnliche Geschichten gehort. Das gleiche
Drehbuch. In der UdSSR passierte es mir 1965. Nach der
erlaubten Demo in Babij Jar. |
Wo bist du,
Gott des Vergessens? Warum hast du mich verlassen?
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Schwere Zunge
verschlie.t mir den Mund. Die schlaflosen Nachte. Der Hund
ist der einzige, dem ich’s erzahle. Von der Zelle. Meine
Kinder und Enkel konnen nicht einmal denken, dass ich die
Holle in mir trage. Sie stellen dazu keine Frage. Die
Erzahlung ist kein Leckerbissen. Ich will nicht, dass sie
davon wissen. |
Jetzt schon
hore ich tolle Vorwurfe: Du Schreiberling sollst politisch
aktuell werden, den gesellschaftlichen Auftrag spuren und
erfullen, uber die Wahlen schreiben und uber die Krise. Wir
sind in Europa, nicht in Angola. Raus aus deinem
Elfenbeinturm, genug ist gedient der nutzlosen Kunst! Hor
auf zu zwitschern und quaken! Ansonsten musst du deine
sieben Sachelchen packen. |
Eh,
lieber Leser, sachte, sachte. Nicht raus, sondern hinaus!
Und was ist mit deinem gesellschaftlichen Auftrag vo ganzem
harze? Hast du eingegriffen, als du |
die halbstarke Horde die
Afrikaner verprugeln sahst? Hast du eingegriffen, als die
Familie meiner Mutter, insgesamt drei.ig Verwandte, in den
Odessaer Katakomben vergast wurde, nur weil sie Juden waren?
Oder war eben das dein gesellschaftlicher Auftrag?
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Das Gaffen ist
unterhaltsam, vom gesellschaftlichen Auftrag zu reden ja
auch, insbesondere in der Kneipe am Stammtisch oder im
Kaffeekranzchen, doch das Gaffen ist viel amusanter. Was
redest du mir vom Elfenbeinturm?! |
Vom Leuchtturm
sollen wir reden. Verkunde dem Volk seinen Frevel! Auf dem
Wege hinaus braucht man einen Leuchtturm. Hinaus zu Wurde
und Unantastbarkeit. Heraus aus dem Gleichmut, hinein in das
Gewissen. Du sollst wissen, was passiert. Du sollst wissen,
was ich will. Es gibt nichts Ernsteres als Spiel in dieser
Welt. Kein Held, kein Tod und nicht das gro.e Geld und nicht
die Liebe, der ich fronen will, nur Kinderspiel ist einzig
das, was zahlt. Und die Freude. |
Komm, Freude,
komm! Heute bin ich Gnom. Das kleine, su.e Gnomelein bin ich
in meiner Welt allein. Komm, Freude, komm! Warum sind immer
nur die anderen hasslich? |
Das
Kinderspiel. Wenn du meinst, ich schreibe zu kompliziert,
dann frage ich, kannst du das Simple ertragen, das
Einfachste vom Einfachen: Sei du zuerst, sei du ein Mensch.
Lass deutsch, angolanisch und judisch deine Verzierung sein,
Mensch. Verwechsele nicht Bonbonpapier und Bonbon!
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Lass diesen
Satz leuchten wie einen Leuchtturm: Sei du Mensch. Dieser
Satz fuhrt uns dorthin hinaus, wo wir als Menschen der
Menschheit sagen: Ich bin. |
Erzahle mir
nicht von abgegriffenen Worten. Der Weg hinaus, der Weg aus
deiner Misere als Mensch und als Burger. Dieser Weg ist
Poesie, die Erschaffung deiner selbst, dass du das bist, was
du entscheidest zu sein. Und Freude wird dein, die Freude
wird deine sein. |
Mensch zu sein
sollst du begehren, die schonsten verwirklichen Maren.
Scheue dich nicht der Methode, zieh breiter die
Quetschkommode, tritt lauter auf die Trote, pfeif’ vo ganzem
harz in die Flote. Sei du der beharrliche Bote. Ob mit Zote,
mit Witz oder Ode: Hinaus aus dem Tode! Hinaus aus dem Tode.
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Wer nicht
begehrt, der lebt verkehrt. Und umgekehrt. Und umgekehrt:
Der lebt verkehrt, wer nicht begehrt. Wer nicht begehrt.
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Berlin, den 02.10.2009
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Шапиро
Борис (Барух) Израилевич родился 21 апреля 1944 года в Москве.
Окончил физический факультет МГУ (1968). Женившись на немке, эмигрировал
(декабрь 1975) в ФРГ, где защитил докторскую диссертацию по физике в
Тюбингенском университете (1979). В 1981–1987 годах работал в
Регенсбургском университете, занимаясь исследованиями в области
теоретической физики и математической динамики языка, затем был
начальником теоретического отдела в Институте медицинских и
естественно-научных исследований в Ройтлингене, директором
координационного штаба по научной и технологической кооперации Германии
со странами СНГ.
В 1964–1965 годах создал на физфаке МГУ поэтический
семинар «Кленовый лист», участники которого выпускали настенные отчеты в
стихах, устраивали чтения, дважды (1964 и 1965) организовали поэтические
фестивали, пытались создать поэтический театр. В Регенсбурге стал
организатором «Регенсбургских поэтических чтений» (1982–1986) – прошло
29 поэтических представлений с немецкоязычными лириками, переводчиками и
литературоведами из Германии, Франции, Австрии и Швейцарии. В 1990 году
создал немецкое общество WTK (Wissenschaft-Technologie-Kultur e. V.),
которое поддерживает литераторов, художников, устраивает чтения,
выставки, публикует поэтические сборники, проводит семинары и
конференции, организует научную деятельность (прежде всего для изучения
ментальности), деньги на это общество пытается зарабатывать с помощью
трансфера технологий из науки в промышленность. Первая книга стихов
Шапиро вышла на немецком языке: Metamorphosenkorn (Tubingen, 1981). Его
русские стихи опубликованы в сборниках: Соло на флейте (Мюнхен, 1984);
то же (СПб.: Петрополь, 1991); Две луны (М.: Ной, 1995), Предрассудок
(СПб: Алетейя, 2008); Тринадцать: Поэмы и эссе о поэзии (СПб: Алетейя,
2008), включены в антологию «Освобожденный Улисс».(М.:
НЛО, 2004). По оценке Данилы Давыдова, «Борис Шапиро работает на
столкновении двух вроде бы сильно расходящихся традиций: лирической
пронзительной простоты „парижской ноты“ и лианозовского конкретизма»
(«Книжное обозрение», 2008, № 12). Шапиро – член Европейского
Физического общества (European Physical Society, EPS), Немецкого
Физического общества (Deutsche Physikalische Gesellschaft e. V., DPG),
Немецкого общества языковедения (Deutsche Gesellschaft fur
Sprachwissenschaften e. V., DGfS); Международного ПЕН-клуба, Союза
литераторов России (1991). Он отмечен немецкими литературными премиями –
фонда искусств Плаас (1984), Международного ПЕН-клуба (1998), Гильдии
искусств Германии (1999), фонда К. Аденауэра (2000).
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