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биография |
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Vladimir Porotskiy, Music
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Boris Schapiro, Text |
Vorwort 4 Orchester 6 Solisten und Bemerkungen fur
Auffuhrende 7 |
4. Wie kann es sein? Figur der Predigt 33 |
5. Figur des Schweigens 56 |
7. Offne dich, mein Sesam 73 |
9. Figur des Trostens 107 |
10. DNF, Der Neue Fuhrer 121 |
11. Der Gluhwurm, der Chronist 147 |
14. Das Wort nimmt Abschied 192 |
15. Wegerich der Lippen 197 |
19. Aus dem Feuer des Herzens 224 |
22. Das kleine Universum, Nun 274 |
Boris Schapiro, Ein Tropfen Wort |
Das Vorwort, Erhabenes noch und nocher! |
Das beruhmte Orwellsche Jahr 1984 liegt nun ein
Vierteljahrhundert zuruck. Informiere dich, du seliger
Optimist, schaue um dich, frag dich: Ist die
Vergangenheit nicht ein Abdruck besonderer Gattung von
der Zukunft? Vielleicht entdeckst du in dieser Gattung
die Kunst, also die Wahrheit? |
Daruber schrieb Heidegger1
ziemlich zeitgleich mit Orwell: „Die Wahrheit ist das,
was zur Erscheinung des Daseins fuhrt“. Und dann
beilaufig: „Die Wahrheit, die in einem Kunstwerk
entsteht, kann keiner vorherigen Erfahrung der
Erkenntnis entsprechen, weil selbst die Moglichkeit
ihrer Wahrnehmung gerade mit diesem Kunstwerk erschaffen
wird. Deswegen kann man auf den ersten Blick das Niedere
vom Erhabenen in der Kunst nicht unterscheiden.“ Im
Weiteren folgerte Heidegger aus dieser Unmoglichkeit,
auf den ersten Blick das Niedere vom Erhabenen zu
unterscheiden, wohl nicht mehr philosophisch, sondern
ideologisch: „Das Schreckliche ist das Zeichen dafur,
dass wir es mit der neuen Kunst zu tun haben.
Also soll man das Unverstandliche und das
Schreckliche fur das Erhabene halten.“!?
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Das Schreckliche fand seinen Weg damals auch mit Hilfe
der Kunst in den furchterlichen Alltag. Sind dann
vielleicht die fast uberall zu findende antiasthetische
Epatage und die den Zerfall beschworende Perversion des
Schonen wieder „Zeichen dafur, dass wir mit der neuen
Kunst zu tun haben“? Dann sollten wir schon wissen,
auf welchen alten Weg uns diese neue Kunst fuhrt!
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Fast vor funfzig Jahren horte ich die beruhmten Zeilen
des Moskauer Dichters Vladimir Gerzik2:
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Ich breche die machtige Sprache, |
weil ich ein Sklave sonst bin. |
Я ломаю могучий язык, потомучто иначе я – раб.
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Dieser ontologische Aufstand der sechziger Jahre im
vergangenen Jahrhundert steht auf zwei Beinen: Schonheit
und Selbstbestimmung. Auch heute verwirklicht er das
Festhalten am Erhabenen, das nach Holderlin mehr als
alles andere fur die Kunst unentbehrlich ist.
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Auch in unserem Jahrhundert schleicht sich die
blutig-kultische Praxis des Schrecklichen uber die
Massenkunst und -kultur an unsere Zukunft, an die
Wirklichkeit. Immer weniger unterscheidet der Konsument
zwischen Droge und Selbstverwirklichung. Immer offener
macht er sich dem Niederen, immer anfalliger wird er
gegenuber der Versklavung jeglicher Art. |
Sowohl die Braunen als auch die Roten versuchten die
Kriterien des Erhabenen zu verwischen oder zu
pervertieren, indem sie die Erfahrung des Erhabenen zum
Affekt reduzierten. Die rabiate Totalitat braucht die
Blinden, die zwischen dem Erhabenen und dem
Schrecklichen nicht unterscheiden konnen, und das Gute
mit dem Nutzlichen verwechseln. Nur aus |
1
Martin Heidegger, Der Ursprung des Kunstwerks,
1935, 1936. |
2
Vladimir Gerzik, Der Lilakolben, (russ), Verlag
Otto Sagner, Munchen 1990 |
solchen Blinden kann man den neuen Menschen
kneten, der alles machen wird, was Partei oder Fuhrer
ihm befehlen. |
Die Wahrheit, die in
diesem Kunstwerk entsteht, kann und soll sehr wohl der
vorherigen Erfahrung und der Selbsterkenntnis
entsprechen, gerade weil die Moglichkeit ihrer
Wahrnehmung mit diesem Kunstwerk erschaffen und
vermittelt wird. Neu in der Kunst kann nicht die
Zerstorung sein, sondern Schicht um Schicht der Aufbau
und das Umdenken. Das sind wir, das Werk. Die Erinnerung
auch an das Schreckliche schafft die Zukunft, aber umso
mehr die Erinnerung an das Schone. Die Schonheit
verpflichtet zur Verantwortung. Die Schonheit!
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Die Idee
des Werks besteht aus zwei Linien: eine niedergehende im
ersten Teil und eine aufsteigende im zweiten. Die Linien
sind durch den Klangkorper des Ganzen verbunden. So
entsteht das abstrakte Bild einer Mowe, das den Prolog
dominiert: |
Nicht nur die Linienkontur, sondern auch die vielfaltige
Art des Fliegens und das Mowengeschrei – einer Mowe wie
auch des Mowenchors – sind tragende Elemente des
Ausdrucks und des Empfindens. Es riecht nach Meer, es
duftet nach Freiheit und ist schon. Feste Sicherheit
zieht uns wie ein Klotz herab, das fliegende Atmen, die
Hoffnung, bringt uns empor. |
Die Handlung des ersten Teils:
Eine feine, frohlich aufgeschlossene Entitat, das Ich,
wird in die Welt geboren, lernt sein und werden, setzt
sich mit der Welt auseinander und wird schlie.lich durch
die herrschende Totalitat DNF (DNF = Der Neue Fuhrer)
versklavt. Als Sklave ist das Ich ein Teil des Ganzen
und zu allem im Auftrag und im Sinne des DNF bereit und
fahig: „denken, dienen, sprechen, sterben, leben, lieben,
foltern, toten…“ |
Die Handlung des zweiten Teils:
Die Auseinandersetzung mit der Kunst und der Versuch des
Ichs, einen Menschen in sich zu entdecken, machen ihm
die Befreiung aus der Sklaverei moglich. Das Ich wird
Mensch, es erkennt das Bose in der Totalitat, es macht
sich frei und wird fur sein Leben, sein Werden und sein
Schicksal verantwortlich. Das kostet ihn eben einiges…
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Piccolo 3 Tom-tom (alto, tenore, basso) 2 Flauti (2 = Flauto
contralto G) Tamburo militare 3 Oboi Charleston 3 Clarinetti
(A, B) (3= Clarinetto basso) Piatti 3 Fagotti (3=
Contrafagotto) Gran cassa |
*** *** 4 Corni (F) Campanelli 4 Trombe (B) Silofono 3
Tromboni Vibrafono Tuba Marimba |
*** *** Timpani Celesta Triangolo 2 Arpe Castagnette Organo
Claves Legni *** Maracas Violini I |
Violini II Viole Violoncelli Contrabassi |
Au.er aufgezahlten das Orchester beinhaltet eine zusatzliche
Instrumentengruppe: 3 Trombe in B (V, VI und VII), 4 Corni
in F (V, VI, VII und VIII), 3 Tromboni (IV Tenore, V und VI
Tenore-bassi), Tuba |
KA
– Sopran STIMME
DER
ZEIT
– Mezzosopran ICH
– Tenor, Sopran DIE
SCHLANGE
– Bass-Bariton RA
– Bass POET
– Sprecher |
WIR
ZUSAMMEN
– Gemischter Chor |
BEMERKUNGEN
FUR
AUFFUHRENDE
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Ka, Ich und Ra sind nur einzelne Silben. Sie haben mit dem
Alten Agypten nichts zu tun. |
Ka ist unsterblich und bleibt immer wach. Ra bleibt auch
immer wach, seine Unsterblichkeit hangt aber vom Ich ab. Ka
ist nur, er besitzt nichts, deswegen kann er im Singular
nicht in der ersten Person sprechen. |
Unter anderem ist er oft ironisch, aber nie hohnisch, im
Gegensatz zu Ra. |
Ra ist im Ich und hat viele Ichs. Er eignet sich manchmal
Zitate an, deren Sinn verdrehend, dann spricht er besonders
emphatisch. Ka – Hauch, Ra
– alle. Stimme der Zeit spricht immer vor sich hin, ohne
Rucksicht auf andere. Poet – Poet. |
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Шапиро
Борис (Барух) Израилевич родился 21 апреля 1944 года в Москве.
Окончил физический факультет МГУ (1968). Женившись на немке, эмигрировал
(декабрь 1975) в ФРГ, где защитил докторскую диссертацию по физике в
Тюбингенском университете (1979). В 1981–1987 годах работал в
Регенсбургском университете, занимаясь исследованиями в области
теоретической физики и математической динамики языка, затем был
начальником теоретического отдела в Институте медицинских и
естественно-научных исследований в Ройтлингене, директором
координационного штаба по научной и технологической кооперации Германии
со странами СНГ.
В 1964–1965 годах создал на физфаке МГУ поэтический
семинар «Кленовый лист», участники которого выпускали настенные отчеты в
стихах, устраивали чтения, дважды (1964 и 1965) организовали поэтические
фестивали, пытались создать поэтический театр. В Регенсбурге стал
организатором «Регенсбургских поэтических чтений» (1982–1986) – прошло
29 поэтических представлений с немецкоязычными лириками, переводчиками и
литературоведами из Германии, Франции, Австрии и Швейцарии. В 1990 году
создал немецкое общество WTK (Wissenschaft-Technologie-Kultur e. V.),
которое поддерживает литераторов, художников, устраивает чтения,
выставки, публикует поэтические сборники, проводит семинары и
конференции, организует научную деятельность (прежде всего для изучения
ментальности), деньги на это общество пытается зарабатывать с помощью
трансфера технологий из науки в промышленность. Первая книга стихов
Шапиро вышла на немецком языке: Metamorphosenkorn (Tubingen, 1981). Его
русские стихи опубликованы в сборниках: Соло на флейте (Мюнхен, 1984);
то же (СПб.: Петрополь, 1991); Две луны (М.: Ной, 1995), Предрассудок
(СПб: Алетейя, 2008); Тринадцать: Поэмы и эссе о поэзии (СПб: Алетейя,
2008), включены в антологию «Освобожденный Улисс».(М.:
НЛО, 2004). По оценке Данилы Давыдова, «Борис Шапиро работает на
столкновении двух вроде бы сильно расходящихся традиций: лирической
пронзительной простоты „парижской ноты“ и лианозовского конкретизма»
(«Книжное обозрение», 2008, № 12). Шапиро – член Европейского
Физического общества (European Physical Society, EPS), Немецкого
Физического общества (Deutsche Physikalische Gesellschaft e. V., DPG),
Немецкого общества языковедения (Deutsche Gesellschaft fur
Sprachwissenschaften e. V., DGfS); Международного ПЕН-клуба, Союза
литераторов России (1991). Он отмечен немецкими литературными премиями –
фонда искусств Плаас (1984), Международного ПЕН-клуба (1998), Гильдии
искусств Германии (1999), фонда К. Аденауэра (2000).
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