Борис Шапиро

Становление художника

Почему мне не нравится памятник жертвам холокоста в Берлине?

Europa und Russland.  Kann man ihre Gesellschaftssysteme vergleichen?

Der weg hinaus

Корабль и ковчег

Строчка из песни

Die Stimmen

Autobiographische skizze

Ein tropfen wort

Anhang

Mit dem mund

Если рано скажешь

Wer lebt verkehrt

Glaubensbedarf moderner Juden

Metarepresentations and Paradigms, Ur-version

WTK - Wissenschaft - Technologie - Kultur e. V. WTK

Experience in Technology Transfer from the CIS Countries to Germany

   
 

биография

 

Verkurzt veroffentlicht als „Theologie – eine Sache der Vernunft“ in: Judische Zeitung, August 2007, Nr. 08 (24), Seite 19  

Glaubensbedarf moderner Juden

Von Boris und Hella Schapiro

An hochgelobten Aktivitaten und Lippenbekenntnissen uber den Glaubensbedarf moderner Menschen fehlt es in unseren Tagen nicht. Die Bemuhungen daruber kommen aus allen Ecken der judischen Landschaft. Intensive und hochprofessionelle orthodoxe Outreach-Arbeit, Aufbruchserfolge der Union Progressiver Juden, Einverleibung judischer Tradition ins moderne Leben bei den Konservativen des Masorti, kulturelle und soziale Integration judischer Kulturvereine und -intiativen, Bestrebungen judischer Gemeinden das judische Leben zu starken und zu entwickeln, sie alle muhen sich um die erfolgreiche Erneuerung der judischen Gemeinschaft in Deutschland und die Konsolidierung des judischen Lebens.

Bei allem dem bleibt die wichtigste Frage „Wie glaubhaft ist der judische Glaube heute uberhaupt?“ aus dem offentlichen Diskurs vornehm ausgeklammert. Die offene und heftige theologische Diskussion in Privatkreisen, in der Judischen Wissenschaftlichen Gesellschaft, im interreligiosen Dialog, in den Wohnungen und auf den Privatbuhnen wird von den offiziellen Vertretern des judischen Lebens, angefangen vom Zentralrat der Juden bis zu den Vorstanden der judischen Gemeinden und den Lehrstuhlen fur Judaistik an den deutschen Universitaten inklusive der Heidelberger Hochschule fur Judische Studien vollig ignoriert.

Die uberwiegende Mehrheit der judischen Bevolkerung im heutigen Deutschland sind Ingenieure, Arzte, Juristen, Geschaftsleute, Wissenschaftler aller Fachrichtungen, Mathematiker, Philosophen, Padagogen, Kunstler, Literaten, Dramatiker, Filmemacher, Journalisten. Sie alle sind gebildete moderne Menschen. Sie stellen ein enormes intellektuelles Potential dar. Sie sind glaubig und brauchen einen Glauben, den sie im Kontext ihres Lebens und ihrer Leidensgeschichte verantworten konnen.

Keines der im gesamten Spektrum judischer Geistigkeit gebotenen Glaubensmodelle ist fur die meisten Intellektuellen akzeptabel. So entsteht eine paradoxe Situation. Atheistisch aus Grunden innerer Ehrlichkeit, steuern und praktizieren die judischen Intellektuellen ihr religioses Leben uberwiegend kultisch und sozial. Es fehlt ihnen am inneren Bezug zum Glauben und zu den religiosen Inhalten des Judentums, welche sie weder als Folklore noch als Geschichte oder pure Konvention, sondern als ihr innerstes Bekenntnis und Zentrum ihrer judischen Identitat leben konnten.

Seit geraumer Zeit fragen wir uns, wie man den Glauben fur den modernen Menschen glaubbar machen kann? Auch wir hatten in den Zeiten des Erwachsenwerdens und des Reifens Zweifel, atheistischen Negativismus, Angst vor dem Ja zu Gott und zu uns selbst. Auch wir sind durch Phasen des Hochmuts und der Ablehnung der Liturgie als theatralische Profanation und Manipulation der Gefuhle gegangen. Auch wir waren vom primitiven Materialismus beeinflu.t und hielten die Religion fur eine ausschlie.lich soziale und psychologische Angelegenheit.

Die fortschreitende Lebenserfahrung brachte uns jedoch die Einsicht, da. nicht Gott das Problem des Glaubens ist, sondern das Fehlen einer adaquaten Begriffsbildung Gottes, die einerseits den Anforderungen der wissenschaftlich gepragten Welt genugt und andererseits Gott nicht bis zum Verlust des gesunden Vertrauens und der Glaubwurdigkeit vereinfacht und entstellt. Auch fehlten uns plausible Kriterien, um die Erkenntnisse der Weisen zu prufen und glaubwurdig zu verifizieren, was davon das Wesen Gottes tatsachlich betrifft, und was wegen des Fehlens geeigneter Denkinstrumente nur einen Tribut an den vergangenen Zeitgeist darstellte.

Rationaler Zugang zu Glaubensfragen

Neuerungen in Wissenschaft und Technik haben stets die von alters her vertrauten Uberzeugungen widerlegt und ein neues Verstandnis des Menschen, seiner Geschichte und seiner Zukunft bewirkt. Heute hat der wissenschaftliche Fortschritt fur viele rational denkenden Menschen die Frage nach Gott uberflussig gemacht. Vielen pa.t Gott nicht mehr in das moderne Weltbild.

Solange Gott nicht durch nachvollziehbare Merkmale definiert ist, wird man uber Seine Existenz weder empirisch noch theoretisch urteilen konnen. Bei vielen ahnelt das Verstandnis von Theologie der schon im Marchen gestellten Aufgabe: „Gehe dahin, ich wei. nicht wohin, und bringe (erkenne) mir das, ich wei. nicht was, aber schnell und richtig und vor allem simpel!“ Ein solches Verstandnis kann entweder nur Nonsens oder eine Beliebigkeit zur Folge haben.

Unter Theologie verstehen wir dagegen eine Lehre uber Gott, deren Ergebnis eine brauchbare Begriffsbildung Gottes sein soll. Die Rationale Theologie soll eine solche Begriffsbildung Gottes liefern.

Unserer Meinung nach ist die Existenz Gottes heute weder eine theologische noch eine empirische Frage. Sie ist eine Frage der Entscheidung. Das gangige wissenschaftliche Weltbild vermi.t die Kategorie „Gott“ nicht. Alle philosophischen Gottesbeweise haben sich als inkonsistent erwiesen. Auch die klassischen Motive fur Gottesglauben wie Abstammung, Familie, sozialer Status, Krankheit, Alter, Tod oder die allgemeine Lebensangst sind heute kein zwingender Grund mehr fur das Bekenntnis zu Gott. Daruber kann nur jeder einzelne personlich entscheiden.

Die uns von Gott geschenkte Willensfreiheit kann nur dann tatsachlich und voll zur Geltung kommen, wenn sie auch dafur benutzt wird, die Entscheidungen uber Gott zu treffen. Auch Atheisten benutzen ihre Willensfreiheit, wenn sie uber Gott entscheiden, zum Beispiel, da. es Ihn nicht gibt.

Bei dieser personlichen Entscheidung schlie.t man sich entweder Gott an, wodurch man auch Sein konstitutiver Teil wird. Oder man schlie.t sich in einer Art Gro.enwahn aus und definiert sich damit als jemand, der mit der Frage nach Gott zumindest auf Bewu.tseinsebene nichts zu tun hat und sich damit in die Lage versetzt, das von au.en nicht beurteilen zu konnen, was er von innen infolge seiner Entscheidung nicht erleben kann.

Gnostisches, Reduktionistisches und Theotropes Prinzip

Um in der Gottesfrage uber die sozialen und psychologischen Aspekte hinauszukommen, wenden wir die rationale Methode auf die Erkenntnis Gottes an. Unsere Frage lautet also ganz direkt: Wer oder was ist Gott? Die Beantwortung dieser Frage ist die innigste personliche Entscheidung des Glaubigen.

Entscheidet man zum Beispiel so, da. der Mensch ein Sklave ist, so ist Gott der oberste Sklavenhalter. Entscheidet man, da. der Mensch ein Lebewesen wie jedes andere ist, das durch Gesetze der Natur, der Gesellschaft oder Psychologie determiniert ist, kurzum, da. er ein Bio- und Sozioautomat ist, dann braucht man keinen Gott. Entscheidet man uber den Menschen, da. er ein Kind ist, dann sucht man in Gott einen Vater. Sieht man den Menschen asthetisch und ordnet man ihn nach funktionaler und asthetischer Optimierung, so braucht man Gott als „Ma. aller Dinge“ und dadurch als „vollkommenstes Wesen“.

Fur jedes dieser Menschen- und Gottesbilder lassen sich hypothetisch Argumente dafur und dagegen aufstellen, die ihre Konsistenz uberprufbar machen. Unsere konsistente Entscheidung deutet Gott als sehr machtig, aber nicht als allmachtig. Fur uns ist Gott machtig genug, um Seinen Part im Vertrag mit dem Menschen gewissenhaft auszuuben.

Allgemein gesagt, kann sich der Mensch fur verschiedene Auffassungen von Gott und Mensch entscheiden, so da. nicht nur eine, sondern mehrere Entscheidungen im Prinzip konsistent sein konnen. Deswegen ist die Konsistenz einer Entscheidung zwar ein notwendiges Merkmal ihrer Wahrhaftigkeit, aber bei weitem kein hinreichendes. So kann man kein Urteil uber die Richtigkeit einer Auffassung bezuglich Gottes alleine von der Tatsache ihrer Konsistenz ableiten.

Die Existenz Gottes oder Seine Nichtexistenz sind somit ausschlie.lich Ergebnisse einer personlichen Entscheidung. Wir erkennen diesen Sachverhalt mit der Einfuhrung des Gnostischen Prinzips an: Gott will erkannt und verstanden werden und ist deshalb erkennbar.

Kaum jemand, der ernst genommen werden und nicht als Ignorant erscheinen will, wurde bestreiten, da. die Idee Gottes existiert. Fur unser Theologem reicht das aus. Das Gnostische Prinzip mit seinen Axiomen ist die Grundlage unserer Entscheidungen uber Gott, uns selbst und die Welt.

Wieso sind Fragen dieser Art uberhaupt entscheidbar? Ist nicht bereits alles mit den ersten Sekunden der Evolution bzw. der Schopfung entschieden worden? Lauft der Proze. des Seins nicht nach den unverruckbaren Gesetzen der Natur ab? Alle diese Fragen haben mit der deterministischen Hypothese in der einen oder anderen Form zu tun. Viele Naturwissenschaftler und Philosophen begrunden ihre Variante der deterministischen Hypothese mit dem Reduktionistischen Prinzip. Dem Reduktionistischen Prinzip entsprechend sind Ereignisse auf einer Organisationsebene der Welt ursachlich immer zu den Ereignissen auf weiter unten liegenden Organisationsebenen reduzierbar.

Unsere Antwort darauf lautet: Das Reduktionistische Prinzip ist eine kontextabhangige Hypothese. Es funktioniert nur in speziellen Kontexten und fur spezielle Fragestellungen, ist aber nicht allgemeingultig.

Schon in den physikalischen Grundlagen der materiellen Welt ist die prinzipielle Moglichkeit, Entscheidungen zu treffen, enthalten. Neben materiellen Bestandteilen des Universums und Verhaltnissen zwischen Ursachen und Wirkungen, die man Naturgesetze nennt, gibt es weitere wirksame Elemente des Seinsprozesses, die Entscheidungstrager.

So gesehen ist Gott das oberste Entscheidungsparadigma. Er ermoglicht unsere eigene Entscheidungsfreiheit im Gro.en und im Kleinen, in unserem Alltagsleben und die Entscheidungen uber unseren Glauben. Dank Gott als Entscheidungsparadigma in uns konnen wir uns sehr wohl von unseren biologischen und biographischen Umstanden losen und uber uns selbst entscheiden – ob wir zum Beispiel das Gnostische Prinzip anerkennen oder nicht.

Wir ersetzen das Reduktionistische Prinzip des 19. Jahrhunderts durch das Theotrope Prinzip. Das Theotrope Prinzip entsteht als eine Antwort auf die Frage nach Ziel und Sinn der Evolution und des gesamten Seins. Das Theotrope Prinzip besteht darin, da. das ganze Sein und die Entwicklung der Welt das Werden Gottes zum Ziel haben.

Mit dem Theotropen Prinzip entwickeln wir die auch heute verbreitete kabbalistische Idee von Tikkun ha-Olam weiter. Tikkun ha-Olam versteht sich als „heile Welt“ und bedeutet bei Jizchak Lurja einen Weg zum Verstehen Gottes und der Welt. Das ist der Weg zur Wiederherstellung gestorter Verhaltnisse in der Welt. Er fuhrt zur Erkenntnis Gottes und zur Gestaltung des menschlichen Verhaltens im Sinne des Guten, der Liebe und der Gerechtigkeit.

Wir kritisieren an Lurjas kabbalistisch-mystischem Weltbild, da. es eine ruckwarts gewandte Utopie ist, da. die Verbesserung der Welt als Wiederherstellung und nicht als Neuschopfung verstanden wird. Wir glauben nicht an die Moglichkeit der Wiederherstellung. Wir glauben wohl an die Moglichkeit der Sinnbildung und der Fortentwicklung der Welt im Sinne Gottes und an die Entwicklung Gottes zusammen mit der Welt. Wir glauben an den sich entwickelnden und lernenden Gott.

Au.erdem kritisieren wir den dualistischen Ansatz der Kabbala, Gott und die Welt zu trennen. Zum einen bekennt sich die Kabbala zur Allmacht Gottes. Zum anderen steht sie vor dem Problem, da. der Allmachtige das Bose in der Welt zula.t. Die Voraussetzung des uneingeschrankten Konnens Gottes kollidiert mit der Erwartung des ebenso uneingeschrankt Guten in Gottes Willen. Der rational denkende moderne Mensch kann diese Vorstellungen nicht vereinbaren. Er sieht sich vor eine Alternative gezwungen: Entweder ist Gott letztlich nicht erkennbar oder ist die Vorstellung Gottes ein Irrtum.

Die Nichterkennbarkeit Gottes ist keine annehmbare Losung. Der glaubige Mensch sieht sich als Partner Gottes im Sein, als mundiger Soldat in der geistigen Armee Gottes. Aber keineswegs als Sklave oder als willenlose Marionette. So wie der Soldat in einem modernen Rechtsstaat den Befehl verweigern mu., den er nicht als Mensch und Mitglied einer Zivilgesellschaft mittragen kann, so mu. der verantwortungsbewu.te Glaubige seinen Glauben als positives und widerspruchfreies Wissen erleben.

Die Kabbala entwickelt wissenschaftliche Methoden und die produktive Begriffsbildung Gottes und der Welt. Den Einflu. der Kabbala auf die Entwicklung einer rationalen Theologie (und ubrigens auch der ganzen modernen Wissenschaft) schatzen wir als sehr hoch ein und werden nicht mude, daraus stets zu lernen.

Die Kabbala hat sowohl mystische als auch wissenschaftliche Seiten. Die mystische Seite der

Kabbala erlebt seit dem Mittelalter einen solchen Hohenflug, da. die kabbalistische Mystik sogar den esoterischen Mi.brauch und die gewinnbringende Vermarktung erleiden mu.. Unser Anliegen ist, die wissenschaftliche Seite der Kabbala mit dem Erfahrungsschatz der modernen Wissenschaften zu pflegen und weiterzuentwickeln.

Das Theotrope Prinzip druckt den Glauben aus, da. der Sinn des Seins in Gott liegt und da. das Werden Gottes das Ziel der Entwicklung der Welt darstellt. Das Theotrope Prinzip widerspricht dem Tikkun ha-Olam im Gro.en und Ganzen nicht. Es verzichtet jedoch auf die Verklarung der harmonisch geglaubten Vergangenheit und setzt konsequent auf die Zukunft.

Theologie – eine Sache der Vernunft

Warum braucht man eine Theologie? Glauben kann man auch unmittelbar, ohne feine Begriffsbildung, ohne Zweifel, ohne sich selbst und seinen Glauben in Frage zu stellen. Wie bequem! Theologie beschaftigt sich gerade mit solchen Unbequemlichkeiten wie Zweifel und Korrektheit der Begriffe und Glaubensgrundsatze und macht das Leben lastig, aber dafur verantwortungsvoll. Sie erschwert das unuberlegte Handeln und stellt sich dem verbreiteten Irrtum in den Weg: „Wenn B aus A folgt und B bequem (angenehm, nutzlich, dienlich usw.) ist, dann ist A wahr (richtig, sinnvoll, etc.)“.

Die Fundamentalisten aller Welt und jeglicher Couleur sind auf keine Theologie angewiesen oder nur pro forma. Denn sie wahnen sich im Besitze der absoluten Wahrheit und betrachten die Abwesenheit jeden Zweifels als Tugend. Die Konsistenz ihrer Ansichten verblendet sie und macht sie unfahig, eigene Entscheidungen im komplexen Proze. des Lebens zu treffen. Statt dessen werden sie zu willfahrigen Marionetten und lassen ihre Religiositat fur politische und extremistische Ziele mi.brauchen.

In der Regel verursachen extremistische Fundamentalisten den Tod und die Schandung der Menschenwurde vollig im Gegensinn zu der Religion, in deren Namen sie handeln. Ohne eine reife Theologie treffen sie eine Entscheidung, und zwar eine simple, durch die sie sich zu Sklaven machen. Im Namen Gottes machen sie sich zu morderischen und selbstmorderischen Automaten im Dienste zweifelhafter irdischer Interessen.

Wenn wir hier uber die Rationale Theologie des Judentums sprechen, so meinen wir keineswegs, da. es Rationale Theologie nur innerhalb des Judentums gebe. Rationale Elemente und Bestrebungen gab und gibt es in allen bedeutenden Religionen. So stiftete zum Beispiel die Madhyamaka-Schule des Mahayana Buddhismus einen vernunftgema.en Zugang zu religioser und mystischer Erfahrung. Das neu entstehende Christentum des Paulus richtete sich vor allem an hellenistische Philosophen.

Auch der Mithras-Kult der romischen Soldaten erscheint in einem klaren Licht, wenn man erfahrt, da. der Name „Mithras“ Vertrag bedeutet. Denn ein Vertrag als Grundlage der Beziehung zwischen Mensch und Gott ist in jedem Fall rational. Gnostische Stromungen in der Nachfolge Platons und Plotins entwarfen gro.angelegte Panoramen von Welt und Seele. Den Rang eines Prinzips erhielt der rationale Zugang zu den Glaubensfragen mit der Kalam-Bewegung im Islam des fruhen Mittelalters. Das alles bildete den geistigen Hintergrund und den historischen Kontext des sich zuvor und parallel entwickelnden klassisch rabbinischen Judentums.

Das religiose Paradigma des Judentums beruht auf dem Bund Gottes mit dem Volk Israel, vertreten durch jeden einzelnen Juden. Der Bund ist ein Vertrag. Er setzt den freien Willen auf beiden Seiten voraus, sowie Entscheidungs- und Vertragsfahigkeit.

Das Konzept Gottes in der Rationalen Theologie geht von der Transzendenz Gottes aus. Anstelle der traditionellen Absolutheit Gottes ergibt sich in der Rationalen Theologie, da. Gott im Gegensatz zur verbreiteten Ansicht „absolut“ kontextabhangig ist. Die Allheitsquantoren wie allmachtig, allwissend, allgegenwartig usw. sind deshalb auf Gott nicht anwendbar. Nur so kann Gott ein personlicher Gott sein, der sich im Kontext jedes einzelnen verwirklichen kann.

Heute ist die Zeit fur die Einsicht gekommen, da. das Wichtigste im Leben eines Juden die personliche Entscheidung fur den Vertrag mit Gott ist sowie die entsprechende Umsetzung dieser Entscheidung in seinem eigenen Leben. Inhaltlich ist dieser Vertrag, ganz allgemein gesagt, dem Leben und der Wahrung der Menschenwurde verpflichtet. Die Maxime von Hillel „Tue dem anderen das nicht an, was du nicht willst, da. es dir angetan werde!“ bleibt eine zentrale bindende Botschaft des gesamten Judentums.

Der Tradition folgend zahlen wir die Glaubensartikel fur unsere Auffassung der Rationalen Theologie des Judentums verkurzt und vereinfacht auf:

 

(1)       Gott will erkannt und verstanden werden und ist deshalb erkennbar.

 

(2)       Der Herr ist unser Gott. Gott ist Einer.

 

(3)       Gott ist Ziel und Zweck alles Seins und Werdens.

 

(4)       Gott ist machtig genug, aber nicht allmachtig.

 

(5)       Gott verletzt keine Naturgesetze.

 

(6)       Gott ist Seinen Versprechen treu. Er halt sich an die Verpflichtungen, die Er auf Sich genommen hat.

 

(7)       Gott wirkt durch Seinen Namen und Sein Beispiel.

 

(8)       Gott hat Sich fur das Sein und fur das Gute entschieden. Das Leben ist Ihm heilig.

 

(9)       Jeder Mensch kann nach dem Vorbild Gottes in seinen Entscheidungen frei sein, wenn er sich fur die Entscheidungsfreiheit entscheidet.

 

(10)     Entscheidet sich ein Mensch fur das Gute, so tritt er in den Vertrag mit Gott ein. Im Vertrag zwischen Gott und Mensch sind beide zwar ungleich, aber gleichberechtigt.

 

(11)     Jude ist, wer in den Vertrag Gottes mit dem Volk Israel eintritt, sei es durch Geburt oder durch Ubertritt.

 

(12)     Das Volk Israel ist verpflichtet, die Verantwortung fur sein Uberleben selbst zu ubernehmen und sein Erbe weiterzugeben.

 

(13)     Wenn alle Entscheider in der Welt ihre Entscheidungen im Sinne Gottes treffen, dann kommt die messianische Zeit.

 

In der Ausgabe vom Juli 2007 schreibt diese Zeitung (Seite 19, „Weltjudentum oder Schtetl?): „Dass niemand aus dem Kreis der russischsprachigen Zuwanderer auf einem Podium <der 4.“Tarbut“-Konferenz > sa., fiel auf, da. niemand die Frage stellte, welche Formen judischer

Religiositat diesen Zuwanderern in Deutschland vermittelt werden und in welche religiose Tradition sie sich stellen, gibt zu denken.“

In dem Ansatz der Rationalen Theologie sehen wir keine Offenbarung, sondern die Erkenntnisarbeit der Seele und der Vernunft. Wir laden alle an den Fundamenten des Glaubens Interessierten, an der Diskussion uber die Rationale Theologie des Judentums teilzunehmen, um das wissenschaftliche Weltbild im Judentum zu integrieren und weiterzuentwickeln.

Wir stellen uns in die Tradition der Rationalen Theologie des Judentums. Einige Stationen auf dem Wege zur Rationalen Theologie sind: Hebraische Bibel; Philon der Jude von Alexandria (13 v.u.Z. – 45/50 u.Z.); Jehuda ha-Nassi und die Tannaiten (1.-3. Jh. u.Z.) sowie die ganze talmudische Tradition; Saadja ben Josef Gaon (882-942); Mose ben Maimon (1135­1204); das Buch Sohar (2. bis 14. Jh.); Mose ben Jakob (Josef?) Cordovero (1522-1570); Jizchak ben Salomon Lurja von Zfat (1534-1572); Baruch Spinoza (1632-1677); Moses Mendelssohn (1729-1786); Schneur Salman aus Ladi (1746-1812); Leopold Zunz (1794­1886); Abraham Geiger (1810-1874); Hermann Cohen (1842-1918); Abraham Isaak Kuk (Kook, 1865-1935); Hans Jonas (1903-1993).

Das Skript kann im vollen Umfang aus dem Internet geladen und gedruckt werden: www.schapiro.org/boris/Rationale_Theologie

   
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Шапиро Борис (Барух) Израилевич родился 21 апреля 1944 года в Москве. Окончил физический факультет МГУ (1968). Женившись на немке, эмигрировал (декабрь 1975) в ФРГ, где защитил докторскую диссертацию по физике в Тюбингенском университете (1979). В 1981–1987 годах работал в Регенсбургском университете, занимаясь исследованиями в области теоретической физики и математической динамики языка, затем был начальником теоретического отдела в Институте медицинских и естественно-научных исследований в Ройтлингене, директором координационного штаба по научной и технологической кооперации Германии со странами СНГ.

В 1964–1965 годах создал на физфаке МГУ поэтический семинар «Кленовый лист», участники которого выпускали настенные отчеты в стихах, устраивали чтения, дважды (1964 и 1965) организовали поэтические фестивали, пытались создать поэтический театр. В Регенсбурге стал организатором «Регенсбургских поэтических чтений» (1982–1986) – прошло 29 поэтических представлений с немецкоязычными лириками, переводчиками и литературоведами из Германии, Франции, Австрии и Швейцарии. В 1990 году создал немецкое общество WTK (Wissenschaft-Technologie-Kultur e. V.), которое поддерживает литераторов, художников, устраивает чтения, выставки, публикует поэтические сборники, проводит семинары и конференции, организует научную деятельность (прежде всего для изучения ментальности), деньги на это общество пытается зарабатывать с помощью трансфера технологий из науки в промышленность. Первая книга стихов Шапиро вышла на немецком языке: Metamorphosenkorn (Tubingen, 1981). Его русские стихи опубликованы в сборниках: Соло на флейте (Мюнхен, 1984); то же (СПб.: Петрополь, 1991); Две луны (М.: Ной, 1995), Предрассудок (СПб: Алетейя, 2008); Тринадцать: Поэмы и эссе о поэзии (СПб: Алетейя, 2008), включены в антологию «Освобожденный Улисс».(М.: НЛО, 2004). По оценке Данилы Давыдова, «Борис Шапиро работает на столкновении двух вроде бы сильно расходящихся традиций: лирической пронзительной простоты „парижской ноты“ и лианозовского конкретизма» («Книжное обозрение», 2008, № 12). Шапиро – член Европейского Физического общества (European Physical Society, EPS), Немецкого Физического общества (Deutsche Physikalische Gesellschaft e. V., DPG), Немецкого общества языковедения (Deutsche Gesellschaft fur Sprachwissenschaften e. V., DGfS); Международного ПЕН-клуба, Союза литераторов России (1991). Он отмечен немецкими литературными премиями – фонда искусств Плаас (1984), Международного ПЕН-клуба (1998), Гильдии искусств Германии (1999), фонда К. Аденауэра (2000).

 

   
     

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