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биография |
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1 KWTK,
Koordinationsstab fur Wissenschaftliche und Technologische Kooperation
mit den GUS-Landern; vom 01.09.1993 bis 30.09.1996 Pilotprojekt des
Bundesministeriums fur Bildung, Wissen-schaft, Forschung und Technologie
(BMBF), Vorhaben 13N 6187 und 13N 6759. Seit dem 01.10.1996 agiert der
KWTK® mit
seinem markengeschutzten Namen unter Hospizen des
WTK-Wissenschaft-Technologie-Kultur e. V. mit dem Sitz in Tubingen und
Buro in Berlin.
6 Der
WTK e. V. beabsichtigt, eine Tagung zum Thema „Mentale Probleme des
Technologietransfers in Deutschland und aus dem Ausland“ im Dezember
1998 zu veranstalten, und sucht Sponsoren fur die Unterstutzung des
Vorhabens.
7 ISTC
(International Sientifical and Technological Center) ist ein sehr
erfolgreiches internationales Programm mit dem Hauptzweck, die Erhaltung
des Forschungspotentials der GUS zu fordern und den Abwanderungsdruck
russischer Wissenschaftler zu mildern.
8 Der
Terminus „Rapax“ wurde von Janusz Korczak in seinem letzten Tagebuch zur
Beschreibung des Wesens der deutschen Verfolger im Warschauer Getto 1942
verwendet. Im Zusammenhang mit unseren Mentalitatsstudien
verallgemeinern wir Korczaks Terminus „homo sapiens rapax = rauberischer
vernunftiger Mensch“ und verwenden ihn generell als Bezeichnung fur ein
Verhaltens-stereotyp, bei dem die Entscheidungsfindung auf dem Menschen-/Weltbild
basiert, in dem der Entscheider (als Individuum oder auch als Gruppe)
berechtigt ist, sein Wohl uneingeschrankt auf Kosten seiner
wahrnehmbaren Umwelt zu optimieren. Damit ubt der Rapax die Philosophie
aus, die zur verantwortungslosen Ausbeutung seines Lebensraums fuhrt.
[B. Schapiro, H. Schapiro, Beitrage zum deutsch-russischen Seminar „Mentale
Probleme der Identitatsbildung bei Migration und Systemwandel“,
27.10-01.11.1996, Bad Urach; Veranstalter WTK e. V. in Kooperation mit
der Landeszentrale fur Politische Bildung Baden-Wurttemberg und der
Robert-Bosch-Stiftung.]
9 Den
Terminus „homo sapiens respondens = verantwortlicher vernunftiger Mensch“
haben wir vorge-schlagen als Bezeichnung fur ein Verhaltensstereotyp,
bei dem die Entscheidungsfindung auf dem Menschen-/Weltbild basiert, in
dem der Entscheider (als Individuum oder auch als Gruppe) keineswegs
berechtigt ist, sein Wohl uneingeschrankt auf Kosten seiner
Umwelt zu optimieren. Damit ubt der Respondens in der Praxis die
Philosophie aus, bei der seine Verantwortungsfahigkeit mit dem Ma.
gemessen wird, in dem er in der Lage ist, sein Wohl zusammen mit dem
Wohlsein seiner wahrnehmbaren Umwelt zu optimieren. [B. Schapiro, H.
Schapiro, Beitrage zum deutsch-russischen Seminar „Mentale Probleme der
Identitatsbildung bei Migration und Systemwandel“, 27.10-01.11.1996, Bad
Urach; Veranstalter WTK e. V. in Kooperation mit der Landeszentrale fur
Politische Bildung Baden-Wurttemberg und der Robert-Bosch-Stiftung.]
10 Ich
zitiere aus: „Die Zukunft der Investmentbranche hat gerade erst begonnen“
von F. Zeyer und P. Boer, FAZ, Mo., 13. Okt. 1997, Nr. 237, Seite 36.
11 Zum
Vergleich: Der Waffenhandel brachte 1996 weltweit den Gesamtjahresumsatz
von ca. 40 Milliarden US-Dollar zustande. |
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WTK -
Wissenschaft - Technologie - Kultur e. V. WTK
Technologischer Investmentfonds |
Erfahrung des
Technologietransfers |
aus der GUS
nach Deutschland |
Die Innovation
der Wirtschaft oder der Wissenstransfer aus der Wissenschaft
und Entwicklung in die Produktion konnen nur mit Hilfe eines
speziellen Finanzierungswerkzeugs systematisch
gewinnbringend und damit effizient vorangetrieben werden.
Als ein solches Werkzeug schlage ich die Einrichtung des „Technologischen
Investmentfonds“ vor. |
Seine
Hauptaufgabe soll sein: Finanzierung der Bewertung und
Aufbereitung sowie der Vermarktung der intellektuellen
Produkte und auch Versicherung des Mi.erfolgs bei der
Innovation. Fur die Kapitalbildung des Technologischen
Investmentfonds ist auch die Steuerbegunstigung von
Bedeutung. Die letztere ist mit dem
volkswirtschaftsfordernden Aspekt der Leistungen begrundbar.
|
Der
vorliegende Bericht belegt die positiven Ergebnisse einer
systematischen Studie der Bewertung und Aufbereitung
technologischer Vorschlage und der Abschatzung des
Potentials am Beispiel des Technologietransfers aus der GUS
nach Deutschland. Der vorgeschlagene Technologische
Investmentfonds soll keineswegs nur auf russische
Technologien fixiert werden, sondern weltweit handeln.
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Die Studie
wurde im Rahmen des KWTK-Pilotprojekts vom BMBF,
Bundesministerium fur Bildung, Wissenschaft, Forschung und
Technologie Deutschlands finanziert. |
A. Einleitung
und Fazit 3 |
B. Ziel,
Geschichte, Grunddaten 5 |
C.
Vorgehensweise des KWTK 6 |
D. Ergebnisse
- statistische Ubersicht 8 |
E.
Potentialabschatzung 10 |
F. Die
Moskauer KWTK-Vertretung 12 |
H.
Technologischer Investmentfonds 22 |
Sagen wir es
noch einmal: Mittel- und langfristig hangt die Moglichkeit,
Deutschland als Industriestandort auf vernunftigem Niveau zu
erhalten, im Wesentlichen davon ab, ob und wie das Problem
der Innovation in der Wirtschaft gelost wird. Zwar wird
diese Einsicht allmahlich zu einer Binsenweisheit
herabvergessen, nichtsdestotrotz moge man wenigstens klar
sehen, was auch die anderen Lander diesbezuglich tun. Wie
wichtig und aktuell es ist, das Forschungs- und
Entwicklungspotential der GUS und vor allem Ru.lands fur die
Losung des Innovationsproblems im eigenen Lande
einzubeziehen, zeigt z. B. die entsprechende Datensammlung2 uber
die Aktivitaten der Offentlichkeit und der Regierung der
U.S.A. |
Obwohl dieses
Potential immer noch sehr gro. ist (siehe Kapitel E.
Potentialabschat-zung), ist es jedoch nicht unendlich, und
Technologien sind sowieso keine lang haltbare Ware, vor
allem die guten Technologien. Hiermit mu. die deutsche
Offentlichkeit und vor allem die deutsche Wirtschaft auf die
Notwendigkeit verstarkter Aktivitaten in die gleiche
Richtung aufmerksam gemacht werden, damit auch wir diese
bedeutende Quelle preiswerter Innovationen fur uns
erschlie.en konnen. Sollte man vielleicht doch versuchen,
die unsagliche Mode zu brechen, die besten in Deutschland
entstandenen Ideen — wie zum Beispiel das Fax oder die
russisch-deutsche Kooperation im Bereich der technologischen
Innovation — von den anderen verwirklichen zu lassen und
spater die teuren Gebuhren fur die Teilnahme daran zu zahlen?!
|
Mittlerweile
existieren in Moskau, St. Petersburg, Nishnij Novgorod,
Kijev, Minsk und anderen GUS-Stadten Vertretungen
amerikanischer Firmen und GUS-amerikanische Joint-venture-Unternehmen,
die entsprechende deutsche Aktivitaten an Zahl und Umsatz
ums Mehrfache ubersteigen. |
Bundesforschungsministerium (BMBF) und
Bundeswirtschaftsministerium (BWI) unter-stutzen mit ihren
vielfaltigen Forderprojekten und anderen Aktivitaten die
zwischenstaat-liche wissenschaftlich-technologische und
wirtschaftliche Zusammenarbeit; der Deut-sche Industrie- und
Handelstag (DIHT) unterhalt Vertretungen in einigen GUS-Stadten
und bewaltigt ein immenses Arbeitspensum an
Informationsvermittlung, Orientierung russischer und
deutscher Unternehmen, Koordination des Handels und der
wirtschaft-lichen Kooperation, der Vertretung deutscher
Wirtschaftsinteressen in der GUS; Landesministerien fordern
viele Innovationsinitiativen auf der Basis der regionalen
und uberregionalen Partnerschaft mit verschiedenen
Republiken und administrativen Verwaltungsgebieten der GUS;
das Bundesverteidigungsministerium hat Bedeutendes fur die
Wohnraumbeschaffung und wirtschaftliche Entlastung der
russischen Armee und |
damit fur die
wirtschaftliche Forderung der Stationierungsorte innerhalb
der GUS geleistet; die Banken helfen nach Kraften,
Finanzinfrastrukturen der GUS zu stabilisieren; die
Arbeitsgemeinschaft fur industrienahe Forschung (AiF) spielt
eine wichtige Rolle bezuglich der Forderung des
Technologietransfers vor allem fur kleine und
mittelstandische Unternehmen; die Wirtschaftsgro.en
Deutschlands wie Daimler Benz zum Beispiel unterhalten
effiziente Technologieburos; gro.e und kleine
Beratungsunternehmen engagieren sich in Planungs- wie
Organisationshilfen zur Verwirklichung konkreter
Reformschritte und in Kontaktpflege sowie Beratung
bedeutender Entscheidungstrager der GUS, Deutschlands und
der EU. Auch die Presse liefert genugend zuverlassige
Information zum Problemkreis der Innovation deutscher
Wirtschaft und zu pro und contra bezuglich der
Zusammenarbeit mit der GUS; nicht fehlt es an
Erfahrungsberichten und Sachinformationen jeder Art. Die
deutsche Botschaft in Moskau unterstutzt alle diese
Anstrengungen tatkraftig und begunstigt das Klima fur die
Zusammenarbeit und das gegenseitige Verstandnis.
2 Datenrecherche:
„Aktivitaten der Regierung und der Offentlichkeit von den
Vereinigten Staaten von Amerika in der
wissenschaftlich-technologischen Landschaft der GUS und
insbesondere im Konversions-bereich des
militarisch-wirtschaftlichen Komplexes“, KWTK-Ablage zum
Abschlu.bericht beim Bundesministerium fur Bildung,
Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF). |
Trotzdem sind
die wirtschaftlichen Folgen dieses kollektiven Engagements
noch ziemlich bescheiden, und der Umsatz im Bereich des
Innovationsgeschafts bleibt vernachlassigbar. Was
hierzulande fehlt, um die vorhandenen Moglichkeiten zu
eigenen und des Nachbarn Gunsten zu nutzen, ist die
vernunftig ausgewogene Risikobereitschaft und der darauf
bauende Entscheidungswille. |
In unserer
Praxis konnten wir oft beobachten, wie das Verlangen der
maximalen Sicherheit den Erfolg vereitelt. Die aus den
fetten Nachkriegsjahren entstandene Art Sicherheitsdenken
hemmt die wirtschaftliche Innovation nicht nur aus den
Quellen au.erhalb Deutschlands, sondern auch aus der
deutschen Wissenschaft und Technik. ‘Risikokapital’ und
‘Risikounternehmen’ sind bei uns Fremdworter. |
Unter
Risikoabschatzung versteht man haufig nicht das Auswiegen
des moglichen Nutzens gegen die moglichen Verluste, sondern
fast nur die Fahigkeit des Unterneh-mers, die moglichen
Verluste zu tragen. Der volkswirtschaftliche Schaden, der
durch das systematische ‘Nichtprobieren’ entsteht, fallt bei
solcher „Abschatzung“ gar nicht ins Gewicht, ubel aber bei
der wirtschaftlichen Entwicklung. |
Nicht
irgendein „boser Wille“ und nicht Dummheit, sondern das
Fehlen von wirtschaft-lichen Instrumenten und einer
Finanzierungsinfrastruktur fur die Bewaltigung von
Begutachtungskosten und Risikofinanzierung sind die Ursachen
fur die „unsagliche Mode“: Die Kosten fur die seriose
Bewertung einer Geschaftsidee sind viel hoher, als die
Uberprufung des Vermogensstandes des Antragstellers. Aber
auch bei der eingehenden Begutachtung eines Vorschlags
bleibt das nichtabschatzbare Restrisiko. Einzig die Praxis
bringt eine relative Gewi.heit, denn unfehlbar ist niemand.
|
Bei aller
Notwendigkeit technologischer Innovation sind die Kosten der
ausreichend tiefen Begutachtung technologischer Vorschlage
der eigentliche „Stein des Ansto.es“, |
der den Konflikt zwischen
den betriebswirtschaftlichen Interessen eines Unternehmens
und volkswirtschaftlichen Belangen des Staates sichtbar
macht. Beide haben ein klares Interesse an gut gepruften
Innovationsvorschlagen und folglich an gelungener
Innovation. Beide konnen aber die hohen Bewertungskosten
nicht tragen. |
Das
Unternehmen, insbesondere das kleine oder das
mittelstandische, ware in der Lage, die Gutachterkosten fur
eine neue Technologie, die es tatsachlich braucht, zu
tragen, nicht aber fur viele. Man mu. jedoch einige
begutachten, um die eine zu finden. Fur die Begutachtung
mehrerer Technologien hat ein einzelnes Unternehmen keine
finanziellen Spielraume und findet auch niemanden, der die
Innovationssuche mit ungewissem Erfolg finanzieren wurde.
|
Der Staat ist
an der technologischen Innovation einzelner Unternehmen
au.erst interes-siert, weil die wirtschaftliche Prosperitat
des Landes nur mit dem Wohlergehen einzelner Unternehmen
gewahrleistet wird. Aber auch der Staat kann die immensen
Kosten der Massenbegutachtung nicht tragen, weil (abgesehen
von den leeren Kassen) die Technologiebewertung auf
Staatskosten der Subvention der privatwirtschaftlichen
Tatigkeit gleich kame und viele eigentumsbezogene und andere
rechtliche Probleme im Verhaltnis zwischen dem Staat und den
Unternehmen hervorrufen wurde. |
Der Ausweg aus
dieser Konfliktlage ist langst bekannt und auch bei uns wird
er allmahlich ublich: Das Stichwort dazu hei.t ‘Investmentfond’.
Anhand der uns vorliegenden Erfahrung, die durch das
BMBF-Pilotprojekt KWTK ermoglicht wurde, schlage ich die
Grundung eines kommerziellen Technologischen Investmentfonds
vor. |
B. Ziel,
Geschichte, Grunddaten
|
Die neuen
Wege des effizienten und mittelfristig kostengunstigen
Technologietransfers aus den GUS-Landern in die
Bundesrepublik Deutschland modellhaft zu erproben,
war gerade das ubergreifende Ziel des BMBF-Pilotprojektes
KWTK — Koordinationsstab fur Wissenschaftliche und
Technologische Kooperation mit der GUS. |
Nach fast
zweijahriger Vorbereitungszeit wurde der KWTK zum 1.
September 1993 am NMI, Naturwissenschaftliches und
Medizinisches Institut an der Universitat Tubingen in
Reutlingen etabliert. Zum 1. Oktober 1995 wurde das Projekt
aus Grunden der Kostensenkung an die T.IN.A. Brandenburg
GmbH nach Potsdam uberfuhrt. Zum 30. September 1996 lief die
BMBF-Forderung aus, und der KWTK wurde vom
WTK-Wissenschaft-Technologie-Kultur e. V., Tubingen |
zum 1. Oktober 1996 als
kommer-zielles Projekt ubernommen. Danach wurde der KWTK |
als Dienstleistungsmarke
beim deutschen Patentamt registriert. In drei Jahren
(1993-1996) verbrauchte der KWTK |
knapp 2 MioDM aus den
Mitteln des BMBF, davon etwas unter 30% fur die Ausgaben in
der GUS.
3 Postanschrift:
WTK e. V., Schlo.str. 30, D-12163 Berlin-Steglitz,
Deutschland. |
Unter dem Strich sind aus
1571 registrierten Eingangen letztlich 49 Vorschlage als
vorrangig geschatzt. 11 aus 49 sind bereits umgesetzt. Ich
halte weitere 15 aus 49 fur gut umsetzbar innerhalb einer
absehbaren Zeit. Leider mahlen die Entscheidungs-muhlen der
deutschen Gro.industrie sehr langsam, auch wenn sie das gute
Weizen bekommen. In vier Jahren seiner Tatigkeit
transferierte der KWTK Technologien und technologische
Dienstleistungen aus der GUS nach Deutschland, England und
Schweden mit dem Gesamtwert von ca. 4,8 MioDM.
|
Bemerkenswert sind die
Relationen 49 : 1571 = ca. 3%; 26 : 49 = ca. 53% (26 = 11
verkauften + 15 verkaufbaren). Diese Relation zeigt, da.
die Vorbewertung vor Ort die Umsetzungseffizienz um den
Faktor 17 steigert. Wenn die durch
Finanzierungs-engpasse bedingten Schwierigkeiten nicht
uberwunden werden mu.ten, dann ware auch der Faktor der
Umsetzungseffizienz deutlich hoher. |
C. Vorgehensweise des KWTK
|
Der laufende Losungsansatz:
Stufenweise Begutachtung der technologischen Vorschlage und
umfassende Beratung von Autoren und Eignern der Technologien
aus der ehemaligen Sowjetunion unter starkem Einsatz von
Ortskraften auf Honorarbasis. |
Neben der Begutachtung der
Vorschlage hat sich die beratende Tatigkeit des KWTK von den
ersten Tagen an als besonders wichtig herausgestellt. Sogar
von renommierten und bestimmt sehr guten Wissenschaftlern
kommende Vorschlage sind in der Regel an die gangigen
Anforderungen der deutschen Industrie nicht angepa.t und
dadurch schwer beurteilbar. |
Die Aufnahmeprozedur des
KWTK half den Autoren der Innovationen, ihre Vorschlage mit
beratender Hilfe der freien Mitarbeiter unter Anleitung der
hauptamtlichen Mitarbeiter des KWTK zu konditionieren. Wir
haben bereits erlebt, da. dabei selbst bei den Autoren ein
vertieftes und prazisiertes Verstandnis ihrer Entwicklung im
Kontext des westlichen Markts entstand. Auf diese Weise
griff die Konzeption der Aufbereitung von
intellektuel-len Erzeugnissen aus der GUS von Anfang an
durch. |
ca. 30 bis 60 fachlich
qualifizierten freien Mitarbeitern und weitere Mittler
suchten unter Anleitung und Kontrolle von 4 (im Jahr 1996
nur 3) hauptamtlichen Experten des KWTK neue technologische
Ansatze und Vorschlage |
unter den in der Forschung
und Entwicklung tatigen wissenschaftlichen und technischen
Kollegen in den Forschungseinrichtungen der Akademie der
Wissenschaften, der Fachministerien, in den gro.ten
|
Entwicklungslabors der
Produktionsvereinigungen, in den FuE-Einrichtungen des
militarisch-wirtschaftlichen Komplexes und bei anderen
Anbietern. Viele Vorschlage aus der ehemaligen Sowjetunion
sind uns von der deutschen Botschaft und von der DIHT-Delegation
der Deutschen Wirtschaft in Moskau ubergeben worden. Mehre
hundert weiterer Kooperationsangebote bekamen wir von den
anderen Ausstellern aus der GUS auf den Messen. Die
Vorschlage, die dabei zustande kamen, wurden als "Eingange"
gezahlt. |
+ Aus der Menge der Eingange
meldeten die Fachexperten als freie Mitarbeiter unter
Anleitung der hauptamtlichen Mitarbeiter solche Vorschlage,
die die Begutachtungsprozedur des KWTK durchlaufen sollten.
Der Beschlu. daruber wurde infolge einer internen
Expertise im Rahmen der formlichen Registrierung gefa.t.
Solche Eingange zahlten beim KWTK als registriert.
|
+ Die zur Begutachtung
angemeldeten Vorschlage mu.ten mit einer speziellen Prozedur
beim KWTK aufgenommen werden. Diese Aufnahmeprozedur sah in
der Regel die abhangige externe Expertise vor. Diese
Expertise hei.t "ab-hangig", weil der externe Gutachter in
dieser Phase im Kontakt mit den Autoren des zu
begutachtenden Vorschlags blieb und ihnen unter Anleitung
und Kon-trolle eines hauptamtlichen Experten des KWTK half,
ihren Vorschlag in den fur den KWTK erforderlichen Zustand
zu bringen. |
+ Wenn die abhangige externe
Expertise positiv abgeschlossen, d. h. die Aufnahmeprozedur
formlich beendet war, wurde die unabhangige externe
Expertise durchgefuhrt, bei der der Gutachter nur den
Vorschlag als solchen begutachtete. |
+ Im Falle eines positiven
Ergebnisses der unabhangigen externen Expertise sprach der
KWTK eine Empfehlung fur die angebotene Technologie
aus und entwarf gegebenenfalls einen entsprechenden
Umsetzungsplan fur die Unterbringung des Vorschlags bei der
deutschen Industrie. Selbstverstandlich versuchte der KWTK,
die nutzlichen Kontakte zu den Interessenten der deutschen
Industrie so fruh wie moglich herzustellen, jedoch erst
nachdem die zu beurteilende Technologie in den ersten
Begutachtungsphasen ihr Potential bereits gezeigt hatte.
|
Einen bedeutenden Teil der
Vorgehensstrategie stellte die aktive Evaluierung des In-novationsbedarfs
und die direkte personliche Ansprache des potentiellen
Kunden dar. Diesbezuglich sind die Industriemessen von
besonderer Bedeutung. Der KWTK hat seine
Vorrangstechnologien auf der Centerex ’95 in Wien, auf der
Leipziger Innovations-messe ’95 und auf der Hannover
Industriemesse '96 ausgestellt. Die Messebeteiligung war ein
klarer Erfolg: Funf der mit unserer Hilfe verkauften
Technologien gingen an wahrend der Messen angeworbene
Interessenten. |
Auch die regelma.igen
Schulungs- und Aufklarungsma.nahmen des KWTK durfen nicht
au.er acht gelassen werden. Der KWTK organisierte Reisen
russischer Fachkrafte zur deutschen Industrie mit der
Prasentation des KWTK-Vorhabens und der Akquisition
|
von Auftragen. Jede Reise
russischer Kollegen zu Verhandlungen, Vertragsabschlusse und
Messen wurde zugleich zu Bildungszwecken und fur die
Akquisition von Auftragen benutzt. Au.erdem veranstaltete
der Projektleiter des KWTK bei seinen Reisen nach Ru.land
regelma.ig (einmal in zwei Monaten) Seminare fur die
standigen und freien Mitarbeiter der Moskauer
KWTK-Vertretung. Diese Bildungsma.nahmen waren sehr gefragt
und haben viel zur erfolgreichen Aufbereitung der
intellektuellen Guter beigetragen. |
Als besonders wichtig
zeigten sich die von uns entwickelten Tools fur die
Erfassung, Darstellung und Prufung der Vorschlage, aber auch
fur die Ansprache von Autoren und Eigentumern sowie die
erklarenden Hilfen zum Ausfullen unserer Fragebogen. Der
KWTK-Erfassungsbogen wurde von vielen russischen
FuE-Anstalten und Transfer-zentren sowie einigen westlichen
Technologieburos ubernommen. |
Die als vorrangig
eingestuften Vorschlage waren meistens auf
|
+
wissenschaftlich-technische Konsistenz |
+ ausreichend gro.es
Wirtschaftspotential |
+ Kompatibilitat mit der
westlichen Produktionsphilosophie bzw.
Entwick-lungsstrategie |
+ Eigentumsverhaltnisse und
andere juristische Gegebenheiten |
+ Leistungsfahigkeit der
Anbieter |
Jeder technologische
Vorschlag, der letztlich in die Verhandlung mit deutschen
Inter-essenten kam, nahm mit unserer Hilfe oder unter
unserer Anleitung die Form und Gestalt an, die ihm
hierzulande reale Chancen verschafften. Insofern wirkte der
KWTK nicht nur als Zertifikator, sondern im wesentlichen
auch als betreuende Instanz. |
D. Ergebnisse -
statistische Ubersicht
|
Zum Ende der BMBF-Forderung
hat der KWTK fast 2.000 Kooperationsvorschlage aus
verschiedenen Quellen erhalten, darunter aus:
|
- Forschungsinstituten der
Akademie der Wissenschaften von Ru.land, Wei.ru.land,
Ukraine, Armenien, Kasachstan und Litauen
|
- Forschungs- und
Entwicklungsinstituten verschiedener Fachministerien
Ru.lands |
- Staatskomitee fur
Wissenschaft Ru.lands |
- Forschungs- und
Entwicklungsinstituten des militarisch-wirtschaftlichen
Komplexes Ru.lands |
- verschiedenen mittleren
und kleineren Entwicklungsfirmen, die zur Ver-marktung des
entsprechenden Intellektuellen Produkts der Forschungs-institute
verschiedener Zuordnung in gemischter privat-staatlicher
Eigen-tumsform in letzten sieben Jahren ins Leben gerufen
worden sind. |
Diese Kooperationsvorschlage
erreichten den KWTK auf verschiedenen Wegen: Das meiste
erreichte uns uber Ausstellungen und Fachmessen, uber
Angebotslisten zustan-diger Ministerien oder der Industrie-
und Handelskammer in Moskau, einiges wurde von der Deutschen
Botschaft in Moskau oder von der Deutschen
Wirtschaftsdelegation in Moskau an uns weitergeleitet.
Manche Vorschlage bekamen wir uber die von uns aufgebauten
Verbindungsnetze durch unsere freien Mitarbeiter, solche
Vorschlage erwiesen sich in der Regel als die besten.
|
Aus der Menge von fast 2.000
erhaltenen Eingangen wurden letztlich 1571 registriert,
in der speziell dafur entwickelten Datenbank erfa.t und nach
Erfordernissen bewertet. Davon konnten ca. 200
Vorschlage nicht zu Ende bewertet werden. 49
technologi-sche Vorschlage waren unter dem Strich
die vielversprechendsten. Etwa die Halfte davon schien mit
relativ geringen Nachentwicklungskosten in den westlichen
industriellen Kontext tatsachlich transferierbar zu sein.
11 aus 49 sind bereits umgesetzt.
|
Besonders soll hervorgehoben
werden, da. (zum Teil andere) 11 aus 49
Vorrangs-technologien im wesentlichen durch die beratende
Tatigkeit des KWTK bei den Eignern und Anbietern der
Technologien aus der GUS aus dem ursprunglich rein
militarischen in den Konversionsbereich uberfuhrt worden
sind. |
Eine etwas detailliertere,
aber immer noch nur qualitative Statistik bezogen auf 100%
der Eingange zeigt: |
ca. 0,5 bis 1 % haben ein
sehr gro.es geschatztes Wirtschaftspotential
|
ca. 2 bis 4 % sind
wirtschaftlich wahrscheinlich sinnvoll
|
ca. 50 % sind
wissenschaftlich-technisch in Ordnung, aber wirtschaftlich
sinnlos oder mit der Infrastruktur der deutschen Industrie
oder des hiesigen Marktes nicht vertraglich
|
ca. 30 % sind technisch
gut, aber mit ungeklarten oder unklarbaren
Eigen-tumsverhaltnissen bzw. sind aus anderen juristischen
Grunden nicht umsetzbar |
ca. 15 % sind technologisch
nicht tragfahig. |
Daraus ergibt sich eine
vorsichtige vorlaufige Abschatzung der Effizienz des
Einsatzes von KWTK: |
Die geschatzte
Wahrscheinlichkeit, einen transferfahigen technologi-schen
Kooperationsvorschlag aus der GUS zu finden, betragt
|
ohne Vorbegutachtung etwa
3% |
mit Vorbegutachtung vor Ort
uber 50%. |
Die Kosten pro bewertete
Technologie mit allen Ausgaben ein-schlie.lich Reisekosten,
Overheads, Personal, Gutachterhonorare, Mieten usw., lagen
beim KWTK durchschnittlich etwa bei 1.500 DM/Vorschlag (Gesamtkosten
des Projekts durch die Anzahl vorbewerteter Vorschlage).
|
Die Bewertungskosten bei
entsprechender Begutachtungstiefe wur-den in Deutschland
mindestens das 10 bis 20-fache ausmachen!
|
Offensichtlich braucht man
bei einer so niedrigen Guterquote systematische
Vorbegut-achtung, wenn man die technologische Kooperation
systematisch ausbauen will. Wenn man die Vorbegutachtung,
Auswahl und gezielte Aufbereitung der intellektuellen
Guter aus der GUS nicht vor Ort machen lie.e, dann
wurden die Kosten das Vorhaben von vorn herein sinnlos
machen. Die Organisation der Vorbegutachtung vor Ort ist
aber keine einfache Sache und braucht ein spezielles
Know-how. |
Die niedrige Qualitatsquote
beim technologischen Angebot aus der GUS darf keineswegs
tauschen und soll vor allem nicht zum Trugschlu. fuhren, da.
die technologische Kooperation mit der GUS keine reelle
Basis habe. Das Gegenteil ist richtig, denn die absolute
Menge von hochstattraktiven und wirtschaftlich begrundeten
FuE-Angeboten (mit ziemlich preiswerter gemeinsamer
Nachentwicklung zusammen mit dem zukunftigen
Kooperationspartner) ist so gro., da. es sich auf jeden Fall
lohnen mu., die hervorragenden Leistungen preiswert vor Ort
zu suchen und fur die Industrie nutzbar zu machen.
|
Fur die Abschatzung des
transferierbaren Innovationspotentials gingen wir davon aus,
da. |
* nach den Angaben des
russischen Patentamts in den letzten 10 Jahren in den GUS-Landern
ca. 300.000 Patente und Urheberscheine erteilt wurden
|
* nach eigenen Erhebungen
(die mit den Schatzungen der russischen Patentfachleute
ubereinstimmen) in der ehemaligen Sowjetunion nur ca. 1/3
der innovativen Ansatze patentamtlich registriert sind.
|
1.000.000 : So wagen wir
anzunehmen, da. man zur Zeit (1995) in den GUS-Landern
wahrscheinlich um 1.000.000 innovative Ansatze finden kann;
|
100.000 : Nach
KWTK-Schatzung der sowjetischen Wissenschaft und Technik ist
rund 1/10 der Menge aller Ansatze fur die industrielle
Anwendung wissenschaftlich und technisch uberhaupt sinnvoll4,
also ca. 100.000. |
10.000 : Nicht weniger als
1/10 davon - ca. 10.000 - sind wahrscheinlich mit westlichen
Infrastrukturen, mit der hiesigen Bauelementenbasis und mit
unserer Produktionsphilosophie kompatibel.
|
1.000 : Wiederum 1/10 davon
- ca. 1.000 - werden vermutlich auch wirtschaftlich so viel
Effizienz bringen konnen oder strategisch so wichtig sein,
da. sich hier der Transfer und die Weiterentwicklung auf
jeden Fall lohnen wurden. |
Andererseits sind in dem
geographischen Areal der ehemaligen Sowjetunion immer noch
ca. 7.000.000 Fachkrafte im Bereich der Forschung und
Entwicklung tatig, davon sind grob geschatzt 40.000
habilitierte und 300.000 promovierte Fachkrafte. Bei vielen
FuE-Einrichtungen der Industrie ist es oft nicht ublich,
Wissenschaftsgrade zu fuhren, so da. noch weitere hochst
qualifizierte Fachkrafte in der GUS vorhanden sind.
|
Eine anfangliche
Stichprobenevaluierung des KWTK zeigte, da. ca. 1/30 der
promovierten wissenschaftlichen Belegschaft in Ru.land den
Kompatibilitatsanfor-derungen zu den westlichen
FuE-Leistungstragern entsprechen. Dieser Abschatzung
entspricht ein Potential von ca. 10.000 bis 15.000
qualifizierten, produktiven und zu den westlichen
Infrastrukturen passenden Wissenschaftlern und Technikern.
Trotz postso-wjetischer mentaler Probleme kann dieser Trupp
von Spitzenfachkraften im Dienste der westlichen Industrie
kostengunstig aufgebaut und genutzt werden, aber keineswegs
spontan, sondern nur wenn dem eine fachliche Sichtung und
dezentralisierte Erfassung der Potentiale vorausgeht, so da.
die Kompatibilitat der Technologien mit dem
Innova-tionsbedarf in Deutschland und anderen
Industrielandern gewahrleistet werden kann. Der KWTK
leistete genau das. Jedoch steht eine Fortfuhrung und
stufenweise Erweiterung noch aus, um das gewaltige
Technologiepotential Ru.lands angemessen zu entwickeln und
fur die deutsche und letztlich auch fur die russische
Wirtschaft nutzlich zu machen. |
Die zwei Schatzwege stehen
in einem qualitativ zufriedenstellenden Einklang miteinander:
Es scheint plausibel zu sein, da. ca. 7 Mio. Wissenschaftler
ca. 1 Mio. ver-schiedene Ansatze produzieren und 10.000 bis
15.000 westlich orientierte Spitzenfachleute im Besitz von
ein paar tausend Spitzentechnologien sind.
4 Diese
Abschatzung widerspricht nicht der oberen Angabe, da. ca.
85% der registrierten Eingange wissenschaftlich-technisch
sinnvoll sind, weil es sich dort um die von mehreren
russischen Instanzen vorher schon gepruften und zum Verkauf
angebotenen technologischen Vorschlage handelt.
|
Diese vorsichtige
Abschatzung des in der GUS vorhandenen Innovationspotentials
fur die deutsche Industrie stimmt zufriedenstellend mit der
Hochrechnung an Hand der Ergebnisse aus eigener Praxis
uberein und zeigt, da. dort einige Tausende wirklicher
Spitzentechnologien mit enormem wirtschaftlichen Potential
existieren, die jedoch von einer gigantischen Menge (ca.
1.000.000) an unqualifizierten und von Mal zu Mal sogar
vorsatzlich irrefuhrenden Vorschlagen verdeckt werden.
|
Diese Spitzentechnologien
sind sowohl in staatlichem als auch in privatem Besitz breit
gestreut. Ein Teil davon wird von den Autoren sogar bewu.t
vor der eigenen Administration aus Schutzgrunden verborgen.
Fast alle neu entwickelten Technologien befinden sich in
einem fur den westlichen Interessenten nicht rezipierbarem
Zustand, teils aus Grunden des sowjetischen Mentalitatserbes,
teils wegen der mangelnden Erfahrung postsowjetischer
Autoren mit den Erfordernissen westlicher Standards.
|
In der bereits bestehenden
Form und in der vorhandenen Zeit war der KWTK in der Lage,
nur einen winzigen Teil des vorhandenen Potentials
anzusprechen. Dies hat aber ausgereicht, um sicher zu sein,
da. das verwertbare technologische Potential aus den GUS-Landern
im Gegensatz zu der bei einigen Vertretern der Industrie
eingeburgerten Meinung in der westlichen Offentlichkeit
nicht einmal gezeigt wurde, geschweige denn erschopft.
|
F. Die Moskauer
KWTK-Vertretung |
Ein sehr wichtiger Teil des
prozeduralen Know-how in der heutigen GUS ist die
Erschaffung einer fahigen, vertrauenswurdigen und
belastbaren Infrastruktur. Diese Struktur wurde entwickelt
auf der Basis der Moskauer Firma Intact Ltd., die die
Vertretung des KWTK in der GUS als Unterauftragnehmer
ausubte. |
Der KWTK-Projektleiter
mochte an dieser Stelle das au.erordentlich engagierte,
faire, kreative und selbstaufopfernde Verhalten der Leitung
der Fa. Intact Ltd. (Herr Generaldirektor Vladimir Mulin und
Herr Kommerzdirektor Dr. Viktor Tjacht) und ihrer
Mitarbeiter wurdigen. |
Die Firma Intact Ltd. geriet
durch den besonderen Verlust der Kaufkraft |
der harten Wahrung in der
GUS in eine Lage, wo sie nicht nur keine Gewinne durch den
Unterauftrag erzielen konnte, sondern Verluste trug.
Trotzdem blieb Intact Ltd. bis zum |
Ende des BMBF-Vorhabens
vertragstreu und kompensierte die entstandenen Defizite
durch besonderes Geschick, eiserne Sparma.nahmen und
personelle Uberlastung.
5 Es geht hier
nicht blo. um die Inflation des Rubels gegenuber den harten
Wahrungen und nicht um die Inflation der letzteren auf den
Weltfinanzmarkten, sondern um den besonderen zusatzlichen
Kaufkraftverlust der harten Wahrungen in Ru.land auf Grund
des Sinkens des Bruttosozialprodukts: Wenn der Warenkorb
sich uberkritisch verkleinert, werden die Waren
uberproportional teurer. Siehe dazu auch den Abschnitt G4.
|
Die Probleme des
Technologietransfers sind so komplex und vielfaltig, da. das
Thema eines speziellen eingehenden Studiums bedarf. Wir
mussen hier leider mit einer keineswegs vollstandigen und
nur sehr oberflachlich gefa.ten Skizze vorliebnehmen:
|
G1 - organisatorische und
infrastrukturelle |
G3 - juristische und
finanzielle |
G4 - wahrungs- und
steuerpolitische |
G6 - einige Probleme in
Deutschland. |
G1. Organisatorische und
infrastrukturelle Probleme |
Uber Probleme braucht man
sich in der Umbruchsphase eines Landes nicht zu wundern. Die
gro.te Disbalance hat man in der GUS in der Relation
zwischen der Befugnis und der Verantwortung sowohl bei
Managern als auch bei technischen Spezialisten. Daher ist
die Logistik der Entscheidungsfindung und ihrer Organisation
komplizierter und vor allem anders als in Deutschland.
Unkenntnis dieses Aspekts oder auch oft Verstandnislosigkeit
vieler westlicher Interessenten verursachten nicht selten
das Scheitern ihres Bemuhens in der GUS, egal ob in der
wirtschaftlichen oder technologischen Kooperation.
|
Die Inanspruchnahme von
nicht nur gutachterlichen, sondern auch von beratenden
Hilfen vor Ort erlaubte dem KWTK, die Entscheidungswege in
vielen Fallen uberschaubar und planbar zu machen. Die
landeskundlichen und mentalen Kompetenzen sind dafur
unerla.lich. Nicht immer haben dem KWTK sein Ansehen und
sein Gewicht vor Ort ausgereicht, um die logistischen
Probleme losen zu konnen, ins-besondere wenn es um die
Klarung juristischer Verhaltnisse oder Probleme der
Zustandigkeit ging. |
Es gibt in Moskau oder in
den Regionen keine koordinierende Stelle, die von den
Anbietern der Technologien in der GUS einen
Qualitatsnachweis entsprechend den westlichen Anfordernissen
verlangen wurde oder ihnen eine auf die Transferierbarkeit
gezielte zertifizierende Leistung anbieten konnte. Ebenso
gibt es bis jetzt niemanden, der die Zusammenarbeit der
Technologieanbieter untereinander koordinieren konnte und
sich mit der Aufbereitung des intellektuellen Produkts
beschaftigte. Obwohl es |
gerade auf diesem Wege
moglich ist, mit relativ geringen Investitionen aus mehreren
untauglichen Vorschlagen einige gut taugliche zu erzeugen.
|
Das alles machte der KWTK in
Rahmen seiner Moglichkeiten, aber naturlich nicht
flachendeckend und nicht systematisch. Die erzielte
Synergie-Wirkung fuhrte entscheidend dazu, da. der Anteil
der transferfahigen Vorschlage in unserer Datenbank gro.er
ist, als er bei der Anwendung reiner Auswahlkriterien ohne
Aufbereitungs-ma.nahmen ware. Damit wurde auch die Effizienz
der eingesetzten Mittel gesteigert und eine deutliche
Steigerung unseres Ansehens bei den Kunden in der GUS
bewirkt. |
Infolge der in Ru.land
verbreiteten negativen Einstellung der Wissenschaftler zur
marktorientierten Arbeit verursachen die internationalen
Hilfsbemuhungen, die Refor-men in der GUS zu unterstutzen,
selbst einen Teil der Organisationsprobleme. Wenn zum
Beispiel ein Antrag aus einer FuE-Anstalt der GUS die
Forderbewilligung durch das ISTC7-Programm
bekommt, dann horen viele Entwickler sofort auf, sich fur
den Transfer und fur die wirtschaftliche Nutzung ihres
Themas zu interessieren. Die Grunde dafur sind klar: Als
Ergebnis eines ISTC-Projekts mu. nur ein Bericht und
eventuell ein wissenschaftlicher Demonstrator mit
wissenschaftlichem Erkenntniswert geliefert werden, wahrend
fur die wirtschaftlich relevante Umsetzung einer Entwicklung
wesentlich mehr ungewohnte Arbeit in ziemlich kurzer Zeit
geleistet werden mu., oft begleitet vom Verlust der (ohnehin
scheinbaren, aber gewohnten) sogenannten Forschungsfreiheit.
Dies ist nur ein Beispiel fur die die internationale
Kooperation erschwerenden mentalen Probleme.
|
Dagegen hat der KWTK noch
keine Mittel gefunden. In diesem Beispiel kreuzen sich
organisatorische und mentale Problembereiche.
|
Mentale Probleme machten
einen wesentlichen Teil unserer Schwierigkeiten aus. Sie
machten sich immer dort bemerkbar, wo eine Kooperation nicht
durch objektive und dadurch rational ansprechbare (technische,
wirtschaftliche, finanzielle, politische, administrative
oder pragmatische) Grenzen, sondern wegen irrationaler (kulturell
bedingter, sich auf Vorurteile stutzender,
uberemotionalisierter) Unfahigkeit, pragmati-sche
Entscheidungen zu treffen, in Schwierigkeiten gerat oder
scheiterte. |
Vor allem sind es aber die
mentalen Unterschiede zwischen den deutschen und russischen
Entscheidungsstereotypen in der Situation mit mangelnder
Grundlage fur eine eben stereotype Entscheidung. Mit anderen
Worten die mentalen Probleme entstehen in dem Bereich des so
genannten "Selbstverstandlichen". Wo die Unterschiede im
Selbstverstandlichen spurbar werden, kommen sofort das
Mi.trauen und die Aggressivitat zu Tage, sowohl auf der
russischen als auch auf der deutschen Seite.
|
Typische mentale
Unterschiede, die aus unserer Perspektive besonders deutlich
sind: |
- Verachtung der
Dienstleistung als solcher bei vielen Wissenschaftlern in
der GUS |
- Rapax8-Mentalitat.
Die Rapax-Mentalitat ist kein ausschlie.lich russisches
Phanomen, auch in Deutschland gibt es mentale
Unvertraglichkeiten zwischen den Rapax- und Respondens9-Typen.
Nur hat die deutsche Gesellschaft infrastrukturell bessere,
obwohl bei weitem nicht optimale Schutzmechanismen gegen den
Rapax-Typen entwickelt. Mit diesen Mechanismen und ihrer
Prasenz im sozialen Bewu.tsein kann der deutsche
Kooperationspartner in der GUS nicht rechnen
|
- oft fehlendes
Verantwortungsbewu.tsein im westlichen Sinne
|
- falsche (uberzogene)
Selbsteinschatzung der Anbieter |
- verkehrte (nicht
marktrelevante) Vorstellungen uber dem Partner zumutbare
Kosten-Nutzen-Verhaltnisse |
- auch die nationale
Arroganz macht sich leider manchmal dort bemerkbar, wo man
sie gar nicht erwartet. |
Die Probleme der Mentalitat
sind aber keineswegs unlosbar. Gerade in diesem Bereich
kostet der Einsatz wenig und bringt viel.
|
Der KWTK hat diesbezuglich
eine ganze Reihe von rationalen Ma.nahmen entwickelt. Dazu
gehoren |
- sachliche Ansprache des
Problems |
- unbedingte Erklarung und
Klarung der Intentionen, denn die Intentionen gehoren
meistens zum Selbstverstandlichen und werden am haufigsten
mi.verstanden |
- andere vertrauensbildende
Ma.nahmen, vor allem soll man es wagen, einen
Vertrauensvorschu. zu gewahren, nur nicht blind naturlich.
Das Risiko ist hier fast immer kleiner, als es im konkreten
Problemfall zu sein scheint |
- Aufklarung beider
potentieller Kooperationspartner uber die gegenseitigen
Schwierigkeiten und Angste |
- Erarbeitung eines "Teamgeistes":
Die Kooperationspartner sollen verstehen, da. sie nicht ein
gegenseitiges Tauziehen in der Kooperation betreiben,
sondern ihr gemeinsames Problem kameradschaftlich losen.
|
Ein Grundprinzip in den oft
entstehenden Konfliktsituationen auf Grund von
Vertrauens-mangel ist die gegenseitige Aufklarung. Dazu gibt
es einiges Know-how, deren Beschreibung den Rahmen dieses
Berichtes sprengen wurde. Die gegenseitigen
Aufklarungsreisen und vor allem Besuche der russischen
Partner in Deutschland sind dabei vertrauensbildend und
effektiv. |
G3. Juristische und
finanzielle Probleme |
Alle juristischen Probleme
der technologischen Kooperation drehen sich um die
Eigentumsverhaltnisse, so wie die finanziellen Probleme sich
um die Preisvorstellungen drehen. |
Der KWTK legte einen
besonderen Wert auf moglichst fruhe Klarung der
Eigentumsverhaltnisse in Bezug auf die eingegangenen
technologischen Angebote und auf Befriedung aller an ihrer
Entwicklung beteiligten Parteien. Wir haben eine
umfangreiche Erfahrung in der Evaluierung der
Eigentumsverhaltnisse und in der Losung vielfaltiger
Konflikte in Eigentumsfragen zwischen |
- einzelnen Eigentumern (physische
Personen) |
- physischen und
juristischen Personen |
- Labors,
Institutsabteilungen und Instituten |
- Autoren und ihren
Rechtsnachfolgern |
Manchmal begreifen die
Autoren sehr schwer, da. sie im Rahmen sowohl des russischen
als auch des deutschen Rechts gar nicht Eigentumer ihrer
Erfindungen sind, wenn sie in den Patenturkunden als
Eigentumer nicht genannt sind, sondern nur ihre
Autorenschaftsbescheinigung haben. Manchmal ist die Klarung
der Eigentums-verhaltnisse durch interne institutspolitische
Auseinandersetzungen erschwert. Manch-mal ist es fur die
eine oder andere sonst gute Entwicklung uberhaupt nicht
moglich, Eigentumsverhaltnisse im Rahmen der geltenden
Gesetzgebung zu klaren oder anzumelden. Die Aspekte der
Staatsgeheimnistragerschaft spielen dabei fast immer eine
Rolle. |
Der KWTK nahm ein Angebot
nur dann entgegen, wenn der Einreicher sich schriftlich
dafur verburgte, da. sein Angebot keine Staatsgeheimnisse
beinhaltet. |
Die Begutachtung und Klarung
der Eigentumsverhaltnisse war eine notwendige Bedingung fur
die Registrierung des technologischen Vorschlags.
|
Wenn die
Eigentumsverhaltnisse geklart sind und das technologische
Angebot sich auf dem guten Weg in den Konversionsbereich
befindet, lassen sich die juristischen Vertrauensprobleme
mit einem Geheimhaltungsabkommen uber kommerzielle und
technologische Geheimnisse losen. Allerdings schlo. der KWTK
zwei Geheimhal-tungsabkommen ab: eins zwischen der Moskauer
KWTK-Vertretung und dem Eigentumer fur den russischen
Rechtsraum und eins zwischen dem KWTK in Deutschland und dem
Eigentumer fur den deutschen Rechtsraum. Es gibt keine die
russische Seite befriedigende Einheitsform, die in beiden
Rechtsraumen ohne sehr aufwendige und langwierige
Legitimationsprozedur ihre Gultigkeit hatte.
|
Die Ubergabe und die
Aufbewahrung vertraulicher Informationen geschieht
entsprechend dem in der GUS ublichen Geheimhaltungsstandard
der Stufe II. Das bedeutet, da. alle Informationen, die als
vertraulich gelten, nur schriftlich aufgenommen und
weitergereicht werden konnen, die entsprechenden Seiten sind
genaht, die Anzahl |
der Kopien schriftlich
fixiert, die Kopien werden den Gutachtern bei Bedarf nur
gegen Quittung und nur fur begrenzte Zeit ausgehandigt. Nach
Beendigung der Expertise bekommt der Eigentumer alle
vertraulichen Informationen gegen Quittung zuruck.
|
Einen besonderen
Problemknoten stellt der Schutz des patentrechtlich nicht
angemeldeten intellektuellen Eigentums auf der GUS-Seite
gegen Mi.brauch durch potentielle Kooperationspartner in
Deutschland dar. Dieses Problem ist fur die
Gesamtkooperation GUS mit der ubrigen Welt brandaktuell.
Viele Technologieanbieter in der GUS haben ihre bittere
Erfahrung mit den eifrigen „Abzockern“ aus dem Westen und
auch aus Deutschland. |
Der KWTK konnte bis jetzt
keine allgemein verwendbare Losung des Problems finden. Eine
etwaige Milderung der durch dieses Problem verursachte
Spannung kann auf das personliche Geschick unserer Experten
zuruckgefuhrt werden. Dieses Problem wurde jedoch auch von
den anderen im Bereiche des Technologietransfers tatigen
Einrichtungen erkannt. Gelost werden konnte dieses Problem
aber nicht auf der Ebene einer Organisation, sondern im
Rahmen einer zumindest europaweiten oder weltweiten
juristischen Neuerung. |
Nicht nur europaische Lander
bemuhen sich um die Unterstutzung des Reformkurses der GUS
und um die Forderma.nahmen zur Erhaltung ihres Forschungs-
und Entwicklungspotentials. Dabei bemangelt die russische
Seite, da. ihr wissenschaftliches Potential fur Spottpreise
uber Forder- und Austauschprogramme ins Ausland geholt und
unverhaltnisma.ig billig genutzt wird. Einige offizielle
Stellen in der GUS beschreiben diese Situation mit Wortern
wie "Massenspionage", "Raububerfall" und sogar "Plunderung
Ru.lands" durch den im kalten Krieg siegreichen Westen.
|
Zwar kann die
propagandistische Verunglimpfung aus unserer Sicht
keineswegs gerechtfertigt werden, jedoch mu. man zugeben, da.
die ubertrieben formulierten Vorwurfe nicht im vollig leeren
Raum entstanden sind, sondern auf einer eindeutig negativen
Erfahrung der GUS mit einigen Vertretern des Westens
basieren. Deswegen bemuhte sich der KWTK im besonderen Ma.e,
den reellen Marktwert der Technologien aus der GUS im Rahmen
seiner Bewertungsaktionen zu erkennen, diesen den
Eigentumern zu vermitteln und plausibel zu begrunden. Dies
wirkt auf die Koope-rationspartner in der GUS sowohl
orientierend als auch vertrauensbildend. Damit trug der KWTK
zur Entstehung einer fairen, am gegenseitigen Nutzen
orientierten Koopera-tion GUS-Deutschland bei.
|
G4. Wahrungs- und
steuerpolitische Probleme |
Man ist gewohnt, da. der
Wert der harten Wahrung wie z. B. des US-Dollars oder der
Deutschen Mark durch den Weltmarkt bestimmt wird und nur
einer globalen und nicht lokalen Dynamik unterliegt. Daher
war es nicht leicht zu verstehen, da. die harte Wahrung in
der GUS einer ganz anderen Dynamik gehorcht. Das hangt damit
zusammen, da. in Folge der weitergehenden Produktionsabnahme
in der GUS das Bruttosozialprodukt sinkt. Da in dieser
Wirtschaftsregion immer weniger Ware produziert wird und
immer mehr von au.en eingefuhrt wird, entsteht im Lande
immer weniger Wert. So wird der Preis jeder Wareneinheit in
der GUS verglichen mit ihrem Preis auf dem Weltmarkt immer
hoher, und die harte Wahrung verliert in der GUS am Wert.
|
Seit dem Projektanfang im
September 1993 bis zum Anfang 1996 verloren der US-Dollar
und dementsprechend die Deutsche Mark in der GUS ca. um den
Faktor 3,5 am Wert. Obwohl das gesamte Zuwendungsvolumen fur
die Ausgaben des KWTK in der GUS durch eine Aufstockung
Mitte 1994 im Wert von DM: 120.000,00 von 225.000 auf
insgesamt 375.000 vergro.ert wurde, hat der Wert unseres
Budgets fur die Tatigkeit in der GUS mehr als um die Halfte
abgenommen. (Vergro.erungsfaktor: 225:120=1,875 durch den
Verkleinerungsfaktor ca. 3.5 = ca. 0,54 =
Wertverlustfaktor). Damit mu. klar werden, unter welchen
Finanznoten und mit welchen drastischen Sparma.nahmen in der
KWTK-Vertretung gearbeitet wurde. |
Der bedauerliche Verlust des
Marktwertes der DM bedeutet keineswegs, da. der KWTK in den
GUS-Landern im Verhaltnis zu Deutschland zu teuer werden
kann. Wenn die intellektuelle Arbeitskraft vor der
Hyperinflation in Ru.land um den Faktor 100 billiger als in
Deutschland war, so wurde sie mitten in der Hyperinflation
im Januar 1993 um den Faktor 35 billiger als in Deutschland.
Im Januar 1994 ist die intellektuelle Arbeitskraft um den
Faktor 13 billiger gewesen, wahrend sich das Fallen der
Differenz bereits deutlich verlangsamt. |
Mitte 1994 erwartete ich, da.
das Verhaltnis zwischen DM und Rubel infolge der
Wirtschaftsentwicklung in den GUS-Landern und im
wiedervereinigten Deutschland sich bald auf einen Wert des
Faktors zwischen 10 und 8 einpegelt. Heute (1996) ist die
intellektuelle Leistung in Ru.land im ineffizienten
Staatssektor um den Faktor 8 bis 5 billiger als in
Deutschland, im privatisierten FuE-Sektor ist die sehr
effiziente intel-lektuelle Leistung um Faktor ca. 2 bis 1,5
preiswerter als in Deutschland. |
Was die steuerpolitischen
Probleme des KWTK angeht, so bleibt nur zu beklagen, da. die
Ausgaben des KWTK in der ehemaligen Sowjetunion immer noch
steuerpflichtig sind, obwohl die KWTK-Mittel eigentlich als
Fordermittel gesehen werden sollten. Steuerabgaben so hoch
wie bei einer privatwirtschaftlichen Tatigkeit, die die
Aktions-rahmen des KWTK weiter schmalerten, stellten ein
weiteres Problem dar. |
Der KWTK bemuhte sich, die
Steuerabgaben durch die sehr aufwendige, komplizierte,
zeitraubende und Zahlungstermine wahrende
Organisationsarbeit zu minimieren, ausschlie.lich im Rahmen
des sich nahezu wochentlich andernden russischen
Steuer-gesetzes. |
Die hier aufgezahlten
wahrungs- und steuerpolitischen Probleme sind in verstarktem
Ma.e auch die Probleme der wissenschaftlichen und
technologischen Kooperation mit den GUS-Staaten allgemein.
|
Uber die Sicherheitsprobleme
in der GUS ist man durch die deutsche Presse gut genug
informiert. Die Gewahrleistung gebotener Sicherheit kostet
Geld und Zeit. |
Im September 1994 war der
Projektleiter auf dem Oktjabrskaja-Platz kurz nach 9 Uhr
morgens Zeuge einer Schie.erei, der er nur durch
Aufmerksamkeit und gro.es Gluck entkam. |
Im Dezember 1994 wahrend
einer Fahrt im Schlafwagen von Moskau nach St. Petersburg
ist der Projektleiter Zeuge eines Uberfalls geworden. Auf
dem Bahnhof Bologoje wurde der Zug festgehalten. Die
Banditen sturmten den Wagen, verprugelten die Schaffnerin
und entfuhrten zwei ihnen offensichtlich bekannte Fahrgaste
aus einem anderen Abteil. |
Anfang Marz 1995 wurden die
Raume der KWTK-Vertretung in Moskau im Hotel "Ismai-lowskaja"
von Schutzgelderpressern aufgesucht. Um weiteren
Erpressungsversuchen vorzubeugen, mu.ten wir das Buro in
einer Nacht evakuieren und verstecken. Es gelang uns danach,
neue Arbeitsraume unter dem Dach des Instituts fur
Weltraumforschung (IKI) zu mieten. Das Hotel "Ismailowskaja"
hat ein gut entwickeltes Sicherheits- und Uberwachungssystem,
das trotzdem nicht ausgereicht hatte. Der IKI-Mietpreis
betrug 1995 das 5-fache gegenuber dem Buro im Hotel, was fur
Moskauer Verhaltnisse immer noch sehr billig war, bot auf
jeden Fall genugend Sicherheit gegen das Klein- und
Mittelrowdytum, belastete aber das Budget der
KWTK-Vertretung so, da. das Geld im Jahre 1996 bei
proportionaler Weiterfinanzierung nur fur Begleit-ma.nahmen
und fur die Beendigung angefangener Expertisen, nicht aber
fur Neubegut-achtungen ausreichen konnte.
|
Ungeachtet dessen wird die
allgemeine Sicherheitslage in Moskau als zumutbar
eingeschatzt, wenn ausreichende Sicherheitsma.nahmen
regelma.ig getroffen werden. Deswegen ist die Benutzung
eines Fahrzeugs mit vertrautem Fahrer unentbehrlich,
insbesondere fur den Transfer von und zum Flughafen bzw.
Bahnhof und wenn man mit |
vertraulichen Dokumenten
unterwegs ist. Die Stra.en- und U-Bahn-Kriminalitat hat in
der letzten Zeit deutlich abgenommen, obwohl man mit einem
dummen Uberfall immer noch rechnen mu.. Die Gefahrdung der
Allgemeinheit durch gezielten Mord vor allem an
Industriellen, Bankdirektoren, exponierten Journalisten oder
Politiker ist 1996 bedauerlicherweise auf dem Niveau der
letzten Jahren — in Moskau 5 bis 8 Morde taglich — geblieben.
|
G6. Einige Probleme in
Deutschland |
Es sei an dieser Stelle dem
BMBF fur die das Projekt KWTK stutzende Initiative
ausdrucklich gedankt. Jedoch fallt das Wesen der
Koordinationsarbeit genau in die Lucke zwischen
volkswirtschaftlicher Notwendigkeit und
betriebswirtschaftlicher Renta-bilitat: Einzelne Betriebe
und deswegen auch die Verbande konnen die
Koordinations-leistungen nicht vorfinanzieren; die Behorden
setzen aber darauf, da. die Industrie die finanziellen
Lasten der Koordinationsarbeit tragt, wahrend die Industrie
solche Leistungen aus betriebswirtschaftlichen Grunden im
Rahmen der vorhandenen wirtschaftlichen Instrumente und
Infrastrukturen nicht finanzieren kann. |
Ein weiteres Problem stellt
die Evaluierung des Innovationsbedarfs dar. Die Erkenntnis
der Innovationsnotwendigkeit auf der volkswirtschaftlichen
Ebene bedeutet noch bei weitem nicht die Einsicht in den
Innovationsbedarf im Betrieb. Alltagsprobleme und
finanzielle Engpasse stehen der betrieblichen Innovation
kraftig im Wege. Also kann die Innovation der deutschen, vor
allem der kleinen und mittelstandischen Unternehmen nur
durch innovationspolitische Forderma.nahmen des Staates und
der Verbande angekurbelt werden. |
Der KWTK ist offensichtlich
eins der Projekte, mit welchen das BMBF die Losung der oben
skizzierten Antinomie vorzubereiten versuchte. Jedoch konnte
der KWTK seine volle Effizienz wegen der nur sehr kurzen
Bewilligungsperioden nicht entfalten. Die immer
wiederkehrende Ungewi.heit brachte Verluste mit sich, weil
unter dem drohenden Vorhabensende eine vernunftige
Jahresplanung nicht moglich war und weil die Mitarbeiter
wegen der Ungewi.heit und sinkenden Effektivgehaltern nur
begrenzt motivierbar sind. In den drei Jahren der
Projektfuhrung mu.ten 4 Genehmigungen (1 Erstbewilligung und
3 Verlangerungen) beantragt werden. Daher konnten die in das
Projekt involvierten Menschen nicht mit einer vernunftigen
Kontinuitat rechnen, was die Gesamthandlungsfahigkeit des
KWTK stark beschrankte. |
Der KWTK hatte weder
Personal noch Mittel, um die spezifischen Probleme des
Technologietransfers in Deutschland zu erforschen. Die
Notwendigkeit einer solchen Forschung ist jedoch durch die
KWTK-Praxis offensichtlich. |
H. Technologischer
Investmentfonds
|
Die notorische
Innovationsschwache der deutschen Wirtschaft, die „unsagliche
Mode“, kann naturlich nicht mit blo.em Gutzureden bewaltigt
werden. Die Gesetzgebung, abgesehen von der Steuerreform,
oder die Gesellschaftsordnung mu. man dafur aber nicht
andern. |
Was wir fur die Losung des
deutschen Innovationsproblems brauchen, sind neue, moderne
Finanzierungswerkzeuge, die den Kapitalflu. in
volkswirtschaftlicher Dimen-sion an die
betriebswirtschaftlichen Interessen einzelner Unternehmen
flexibel, effizient und gewinnbringend koppeln. Ein solches
Instrument ist bereits gut bekannt und hei.t Investmentfonds.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung widmet jeden Montag dem
Thema Investmentfonds zwei bis drei gro.ere Aufsatze10.
|
Von den zur Zeit mehr als
2.700 in Deutschland angebotenen Fonds stammt der
uberwiegende Anteil von auslandischen
Investmentgesellschaften. Allein bei den Aktienfonds
verspricht das Jahr 1997 einen Kapitalzuflu. aus Deutschland
von mehr als 30 Milliarden11 DM.
Der Bundesverband Deutscher Investment-Gesellschaften
berichtete, da. seine etwas mehr als sechzig Mitglieder ein
fur institutionelle Investoren und private Anleger
verwaltetes Vermogen von mehr als einer Billion DM aufweisen.
|
In Deutschland macht der
Anteil des Fondsvermogens am Bruttoinlandsprodukt erst ca.
zehn Prozent aus, wahrend der entsprechende Wert in
Frankreich, Gro.britannien und den USA 20 Prozent ubersteigt.
Sowohl Nachholbedarf als auch Wachstums-potential der
Investmentfondsbranche in Deutschland konnen hier kaum noch
ubersehen werden. |
Im Wettstreit um das
Anlagekapital werden auch ausgefeiltere Produkte als die
technologischen Innovationsvorschlage aus dem In- und
Ausland vermarktet, die eine Chance auf
uberdurchschnittliche Rendite bieten. Ein steuerbegunstigter
Techno-logischer Investmentfonds konnte dabei ein Renner
werden, insbesondere nach dem Wegfall der
Steuerbegunstigungen fur Immobilien und angesichts der immer
schmaleren Ertrage, die die konventionellen Sparprodukte der
Kreditinstitute sowie die festverzinslichen Wertpapiere
bringen. |
Im Vergleich mit den
Vermarktungskosten der Produkte oder Leistungen vieler
erfolgreicher Investmentfonds scheinen die Basisausgaben fur
Werbung, Begut-achtung, Aufbereitung und Nachentwicklung des
intellektuellen Produkts des Techno- |
logischen Investmentfonds
eher gering, wahrend seine Ertrage aus Royalties,
Steuer-ersparnissen, dem Verkauf von Aktien des Fonds sowie
der neu entstehender Unternehmen, Renditen, Optionen und
anderem einen dauerhaften, systematischen Erfolg im
Gleichschritt mit der Weiterentwicklung des Wirtschafts- und
Finanzsystems Deutschlands und Europas bringen soll. Die
Innovation der deutschen Wirtschaft wird dabei sowohl Quelle
als auch Folge der Tatigkeit des Technologischen Investment-fonds
sein, der sich als selbst tragender Innovationskatalysator
versteht. |
Eine niedrig angesetzte,
sehr grobe Abschatzung des russischen wirtschaftlich
rele-vanten, gegenwartigen FuE-Potentials an Hand der
KWTK-Erfahrung ergibt: |
= Den ca. 0,5 % der
akquirierbaren Technologien (mehr als 1000) entspricht ein
Potential von nicht weniger als 10 Milliarden US$12.
|
= Den weiteren 3 % bis 5 %
(ca. 10.000 Technologien) entspricht ein Potential von nicht
weniger als 5 Milliarden US$. |
= Das Potential der
bedarfsorientierten Erzeugung neuer Technologien ist
uberhaupt nicht abgeschatzt, mu. aber den bereits erkannten
Teil ums vielfache ubersteigen. |
= Der volkswirtschaftliche
Nutzen in Deutschland, wie zusatzlicher Wertzuwachs des
deutschen FuE-Potentials durch Inanspruchnahme des
preiswerten russi-schen sowie die synergetische
Wertsteigerung infolge der Kapitalmobilisierung durch die
Struktur des angestrebten Investmentfonds sind dabei
naturlich auch nicht berucksichtigt. |
Wahrend der Projektzeit
haben wir einige komplexe Probleme erkannt und sie zu losen
gelernt, vor allem, was die Trennung der Spreu vom
kommerziellen Weizen betrifft. Der sehr bescheidene
Verkaufserfolg des KWTK darf nicht negativ bewertet werden:
Es war ein BMBF-Pilotprojekt, das einerseits zum Ziel nur
die Uberprufung prinzipieller Moglichkeiten einer
kommerziell orientierten technologischen Kooperation mit der
GUS hatte und andererseits mit einem fur eine solche
Uberprufung weit unterkritischem Etat arbeitete. Das
letztere war kein Versehen und kein Planungsfehler, sondern
ergab sich aus dem Rechtszwang des BMBF als Behorde, sich in
die Wettbewerbsbelange auf dem Markt nicht einzumischen und
folglich mit dem Geld des Steuerzahlers keine unmittelbar
wirtschaftliche Tatigkeit zu betreiben. |
Die mittleren Gesamtkosten
der stufenweisen Begutachtung und Aufbereitung pro
technologischen Vorschlag konnen bei guter
Betriebsorganisation auf folgendem Niveau gehalten werden:
|
≈ 1.000 US$ fur das
Aussortieren der ersten 70% |
≈ 4.000 US$ fur das
Aussortieren weiterer 15-20%
12 Alle
Abschatzungen und Abrechnungen in der GUS werden in der dort
ublichen Verrechnungseinheit US-Dollar gemacht. Bei der
Potentialabschatzung wurden zum Teil auch Erfahrungen der im
Technologietransfer tatigen amerikanischen Kollegen
berucksichtigt. |
≈ 30.000-70.000US$ fur die
Herausfilterung und Vorbereitung der gesuchten 0,5-3% aus
der „aufbereiteten“ Restmenge von 10-15%.
|
Bei diesen Abschatzungen
haben wir die Verwendung von verbesserten Tools und unseres
gesamten Know-how bei der Primarauswahl der technologischen
Vorschlage fur die Begutachtung vorausgesetzt. Alle, die
besten Technologien aus der GUS wie auch die meistens aus
der deutschen Wissenschaft, mussen an die Bedurfnisse der
Produktion und der Markte angepa.t werden. Am effizientesten
kann das in Koope-ration mit den potentiellen Abnehmern mit
der zu Hilfe kommenden Risikofinanzierung des
Technologischen Investmentfonds geschehen.
|
Anhand der hier
vorgestellten Erfahrung, die durch das BMBF-Pilotprojekt
KWTK ermoglicht wurde, schlage ich die Grundung eines
Technologischen Investmentfonds fur die eingehende
Begutachtung, Nachentwicklung und Verwertung der
intellektuellen Produkte aus Wissenschaft und Technik der
GUS vor.
|
Selbst aus der Logik der
Sache sollten Unternehmen, Unternehmensberater, Banken,
Wirtschafts- und Finanzverbande, Regierungen, Behorden,
FuE-Einrichtungen, Forschungs- und Bildungsanstalten sowie
institutionelle Investoren und Privatanleger an der
Einrichtung eines solchen Wirtschaftsinstruments
interessiert sein, mit dem Probleme und Interessenkonflikte
zwischen verschiedenen Strukturebenen — Volkswirtschaft /
einzelnes Unternehmen / Wissenschaft und Technik — effektiv
und fur alle Beteiligten gewinnbringend gelost werden konnen.
|
Die Innovation von kleinen
und mittelstandischen Unternehmen, die eine gro.e Masse
bilden, kann nur auf der Basis der Risikofinanzierung, also
mit einem Investmentfonds auf Dauer gelost werden. Aber auch
die gro.en konnen vom Technologischen Investmentfonds nur
profitieren. |
Tatsache ist, da. das FuE-Potential
und die intellektuellen Dienstleistungen der GUS von
amerikanischen, koreanischen, kanadischen, franzosischen,
britischen, japani-schen, schwedischen, chinesischen und
anderen Unternehmen mit steigendem Gewinn genutzt werden,
von deutschen Unternehmen jedoch nur in vernachlassig-barem
Ma.e. |
Das sehen wir, weil wir bei
der Begutachtung von mehr als eineinhalb tausend
technologischen Vorschlagen Kontakt und Vertrauen mit ein
paar tausend Experten und Vertretern der Eigentumer
aufgebaut hatten, und weil einige von uns aufbereitete
Technologien wegen der fur die Eigentumer unzumutbar langen
Entscheidungszeiten und letztlich doch wegen der mangelnden
Risikofinanzierung in Deutschland an die auslandischen
Interessenten verkauft wurden. Dann aber meistens ohne uns,
jedoch |
wurde uns danach fast immer
gesagt, warum die eine oder die andere Technologie nicht
mehr verfugbar ist: im Rahmen des Pilotprojekts hatten wir
keine finanzielle Moglichkeit, bindende Vertrage mit den
Eigentumern abzuschlie.en. |
Seit Jahren schon bemuhen
sich private und offentliche Einrichtungen in Deutschland,
Europa und weltweit um die Forderung und Erschlie.ung des
FuE-Potentials der ehemaligen Sowjetunion.
Kooperationsvorhaben der deutschen Ministerien, Versuche der
Steinbeisstiftung, Praxis des DIHT, Erfahrungen von Siemens,
Daimler Benz, IBM, INTEL, Microsoft, Perkin Elmer, General
Motors, das Mazenatentum von G. Soros, EG-Forderprogramme
wie INTAS, PHARE, TACIS und viele andere politisch oder
pragmatisch motivierte Aktivitaten haben genug Boden in der
GUS und Kompetenz im Westen aufgebaut, um eine kommerziell
erfolgreiche Losung fur das Problem wirtschaftlicher
Innovation in Deutschland und Europa zu finden und
gleichzeitig die Erhaltung des FuE-Potentials in der
ehemaligen Sowjetunion zu bewaltigen. Das Mittel dafur ist
der Technologische Investmentfonds. |
Keineswegs darf der
Technologische Investmentfonds nur auf russische
Technologien fixiert bleiben. Diese stellen nur ein, zur
Zeit am besten untersuchtes Beispiel dar. Aber allein das
belegte Potential der GUS mu. uberzeugen. Dieses
auszuschopfen bedarf jedoch eines speziellen Know-how wie in
jeder Region ubrigens. Die profitorientierte Leistung des
Technologischen Investmentfonds soll Scanning, Bewertung,
Aufbereitung der intellektuellen Produkte und Leistungen aus
der Wissenschaft und Entwicklung, ihre Vermarktung an die
Wirtschaft sowie die Versicherung des Mi.erfolgs bewerteter
Innovationsvorschlage weltweit sein. |
Zum wiederholten Male mochte
ich hiermit dem BMBF in Person Dr. Kramers und in Person Dr.
Bandels fur das Verstandnis der komplizierten Problematik
und fur die Unterstutzung des Pilotprojekts durch die
Zuwendung des Ministeriums danken. |
Einen gro.en Dank schulde
ich dem VDI (Verein Deutsche Ingenieure) als Projekttrager,
insbesondere Dr. Leson, der nicht mude wurde, das Projekt
mit seinen konstruktiven Ratschlagen und Hilfen zu
unterstutzen. Ebenso danke ich Frau Steinhof fur ihre
wirtschaftlich-administrative Begleitung.
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Einen ganz besonderen Dank
schulde ich der Leitung der Firma Intact, Generaldirektor
Vladimir Mulin und Kommerzdirektor Dr. Viktor Tjacht, sowie
ihren Mitarbeitern. |
Das NMI,
Naturwissenschaftliches und Medizinisches Institut an der
Universitat Tubingen in Reutlingen, in dessen Rahmen das
Pilotprojekt KWTK entstand, danke ich herzlich in Person des
Direktors Dr. Enzio Muller und seines Stellvertreters Dr.
Otto Inacker sowie meiner lieben Kollegen fur den Beistand
und fur die wunderbare Atmosphare wahrend der gemeinsamen
Jahre. |
Beim NMI-Altdirektor Dr.
Gunter Hoff bedanke ich mich am allerherzlichsten. Ohne
seine tatkraftige Unterstutzung und visionaren Ermunterung
ware das Vorhaben KWTK nicht geboren.
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